Farbenfroh und voller Abenteuer - Gießener Anzeiger

31.01.2012

Farbenfroh und voller Abenteuer

Premiere des Tanzstücks „1001 Nacht“ im TiL - Großer Applaus für Jugendclub-Tänzer

Wie würde man sich wohl die Welt der berühmten orientalischen Märchen aus der Sammlung „1001 Nacht“ vorstellen? Doch ganz sicher farbenfroh, lebhaft und voller Abenteuer. Und genau dieser Dreiklang war am Freitagabend Programm, als der Jugendclub Tanz des Stadttheaters zur Premiere des Stücks „1001 Nacht“ ins TiL geladen hatte. Gemeinsam entfesselten die 15 Akteure ein tänzerisches Feuerwerk, für das es am Ende reichlich Applaus vom Publikum gab.
Etwa 80 Minuten lang waren die Gäste zuvor in Atem gehalten worden. Nicht nur die, sondern auch der Sultan des Stücks, dessen Choreographie, Bühne und Kostüme die Tänzerin und Tanzpädagogin Terry Pedersen-Pfeiffer gemeinsam mit dem Jugendclub erarbeitet hatte.
Es ist ja auch bitter nötig, den Regenten bei Laune zu halten, denn der regiert grausam und mit harter Hand. Täglich heiratet er eine neue Frau, die allerdings nicht alt wird, denn der Mann ist rasend eifersüchtig, und um Betrug zu vermeiden, übergibt der Sultan seine Angebeteten jeweils nach nur einer Nacht dem Henker, der dann die große Axt sausen lässt. Als nächste Gemahlin steht schließlich Scheherazade vor dem Herrscher, den sie geschickt zu umgarnen versteht. Denn die junge Frau, die gegen den eigenen Tod anerzählt, entführt ihren Mann in die schillernde und mystische Märchenwelt aus 1001 Nacht. Und der Regent lässt sich mitreißen, genauso wie das Premierenpublikum, das äußerst präzise, dabei aber auch spielerisch-leichte Choreographien zu sehen bekam.
Von der Schokoladenseite
Keine Frage, das gesamte Ensemble mit Svea Bein, Myriel Bischoff, Theresa Gehring, Sarah Geißler, Katharina Huber, Claire Maillet Geißler, Marlene Stracke, Mona Turski, Paula Weber, Glenn Buchholtz, Leander Gsänger, Stephanie Wendy, Hovhannes Hayrapetyan, Malik Herring und Hermann Kron zeigte sich von seiner Schokoladenseite. Mal zu Softpop, mal zu temperamentvollen, orientalisch angehauchten Klängen zauberten die 15 Tänzer zahlreiche Geschichten wie beispielsweise „Aladin und die Wunderlampe“ ins TiL.
Es hat großen Spaß gemacht, das Herzblut und augenscheinlich fundierte Können der jugendlichen Darsteller zu erleben. Übrigens: Die Bühne des Stücks - dessen für die Produktion komponierte Musiktitel von Martin N. Spahr stammen - ist praktisch nackt. Den Akteuren bleibt kaum mehr Ausstattung als die schlichten Bretter. Und das ist auch gut so, denn die farbenfrohen Kostüme und das Können der Tänzer - geprobt wird einmal wöchentlich zwischen sechs und acht Stunden, in den Ferien nahezu täglich - kann sich vor der spartanischen Kulisse natürlich voll entfalten.
Auf einen Nenner gebracht: Es war ein gelungener und schöner Tanztheaterabend, der richtig Laune gemacht hat. Was denn nun aus Scheherazade geworden ist? Sie bleibt am Leben, denn sie hat mit ihren Geschichten nicht nur das Publikum überzeugt, sondern auch den Sultan, der in ihr eine intelligente und treue Gattin erkennt.
Stephan Scholz, 30.01.2012, Gießener Anzeiger