Täter und Opfer im Leid vereint - Wetzlarer Neue Zeitung

08.03.2012

Täter und Opfer im Leid vereint

Tschetschenische Rebellen stürmten 2002 das Moskauer Dubrowka während des Musicals "Nordost", nahmen 850 Geiseln, um den Abzug der russischen Armee aus Tschetschenien zu erzwingen. Daraus hat Torsten Buchsteiner ein Theaterstück gemacht, Christian Lugerth hat dies mit drei engagierten Schauspielerinnen im Theaterstudio Gießen inszeniert.

Sie sind Täter, Zeuge und Opfer während der Vorstellung des Stückes, das zwischen Hörspiel und aktiver Szene wechselt: Tamara, lettische Ärztin (34), die während des Anschlags Nachtdienst hat; Ferner Zura (23), die als "schwarze Witwe" politisch aktiv wird; und die Russin Olga (49) als neutrale Zuschauerin.

Auf einem Laufsteg (Bühne Bernhard Niechotz) stellen sich die drei Frauen vor, aus unterschiedlichen sozialen Milieus stammend, doch durch die Katastrophe zusammengeschweißt. Mit fremd klingenden Geräuschen, die Anne Berg dem Instrument Theremin entlockt, wird Spannung erzeugt, die aber meist durch eine enorme Konzentration in Stimme und Körper entwickelt wird. So wird der Zuschauer eingebunden in die Entwicklung der Geiselnahme und ihrer grausamen Lösung.

Lugerth und die Darstellerinnen Anne-Liese Minetti, Anne Berg und Ana Kerezovic machen in ihren inneren Monologen Angst und Hoffnung schmerzhaft deutlich.
Peter Merck, 04.03. 2012, Wetzlarer Neue Zeitung