Publikumslieblinge stark dargeboten - Gießener Anzeiger

08.11.2012

3. Sinfoniekonzert unternimmt italienische Streifzüge mit Vivaldi und Mendelssohn-Bartholdy

Mit einem fulminanten Sinfoniekonzert zeigte Gießens neuer Generalmusikdirektor (GMD) Michael Hof-stetter im Gießener Stadttheater erneut, dass er nicht nur Publikumsliebling, sondern auch genau der Richtige für die Philharmoniker des Hauses am Berliner Platz ist. Dem GMD gelang es mit seinen Interpretationen, den Dauerbrennern des Konzertbetriebs ganz neue, erfreuliche Seiten abzugewinnen.

Zum Auftakt kündigte Hofstetter ein Instrument an, das gerade erst zögerlich in die Konzertsäle zurückkehrt. Der achtzehnjährige Nachwuchsmusiker Jan Nigges spielte eines der vielen Werke Antonio Vivaldis für Blockflöte und Orchester. Die Philharmoniker spielten ganz in barocker Aufführungspraxis im Stehen und der junge Virtuose spielte seine Flöte so überzeugend, dass nicht nur das Publikum, sondern auch die Philharmoniker begeistert waren.

Mit Vivaldi ging es dann weiter. Drei kleine Meisterstücke des großen Italieners aus den beliebten "Concerti grossi" hatte Hofstetter ausgewählt und dafür namhafte Solisten nach Gießen geholt. Zunächst gab es das filigrane Concerto in d-moll für zwei Geigen und ein Cello, bei dem Helena Wood und Rüdiger Lotter die Sologeigen spielten und Felix Koch das Violoncello.

Fein gestrickt und temperamentvoll ging es weiter mit dem Concerto g-moll für zwei Celli, mit dem Felix Koch und Torsten Oehler begeisterten. Zum Concerto h-moll für vier Geigen gesellten sich zu Wood und Lotter Ivan Krastev und Igor Tsinman. Alle drei Werke lang, die Hof- stetter mit viel Effet spielen ließ, standen die Musiker, wie es im Barock üblich war und fast bekam man den Eindruck, dass diese Form der Darbietung genau dem Charakter der Concerti entsprach. Nach der Pause gab es mit Felix Mendelssohn-Bartholdys Sinfonie Nr. 4, genannt die italienische Sinfonie ein Stück, das die meisten der 500 Besucher problemlos hätten mitpfeifen oder summen können. Aber gerade das gehört zu den Gründen, die Hofstetter so beliebt machen. Auch ein Werk, das in allen Konzertsälen der Welt hoch und runter gespielt wird, bekommt unter dem Dirigat des Gießener GMD eine neue Färbung und einen besonderen Feinschliff.

Klaus Frahm, 08.11.2012, Gießener Anzeiger