Jungfrau zum Küssen - Gießener Allgemeine Zeitung

04.02.2014

Jugendclub Tanz präsentiert "Das Mädchen aus dem Meer"

Seit zehn Jahren gelingt Tanzpädagogin Terry Petersen-Pfeiffer mit ihrem Jugendclub Tanz die Quadratur des Kreises: Mit Laien eine komplette Ballettproduktion auf die Beine zu stellen - trotz eines engen Schulstundenplans der jugendlichen Tänzerinnen und Tänzer - und dann auch noch mit geringem Budget zauberhafte Bilder auf der kargen TiL-studiobühne zu kreieren. Auch mit der mittlerweile zehnten Produktion ist dies wieder gelungen. "Das Mädchen aus dem Meer" nach einem Märchen von Hans Christian Andersen ist eine zauberhafte Aufführung geworden.

In dem "Jubiläumsstück" wird die Geschichte von der Meerjungfrau Darya erzählt, die auf dem Grund des Ozeans lebt. Eines Tages rettet sie einem nach Schiffbruch ertrinkenden Prinzen das Leben, verliebt sich und will ihm an Land folgen. Um bei ihm zu sein, geht sie einen Pakt mit dem Meerhexer ein. Doch an Land angekommen, kommt es anders, als von der kleinen Meerjungfrau erdacht: Der Prinz will nichts von ihr wissen und heiratet eine andere. Ihn zu töten, wie vom Hexer gefordert, bringt Darya nicht übers Herz und nimmt sich stattdessen das Leben.

Die Studiobühne verwandeln die 14 Tänzerinnen und vier Tänzer mit ihren selbst gestalteten fantasievoll-schrillen Kostümen und ihren in eigener Choreografie erarbeiteten wogenden Bewegungen in ein Meer. Kaum findet sich genug Platz für all die Meerjungfrauen, Matrosen und das tanzende Volk auf der engen Bühne, Möwen kreischen, und man hört das Gurgeln des Meeres. Die Musik unterstreicht die romantische Stimmung. Mal erklingen zauberhafte Geigenmelodien und zartes Klavierspiel, dann wieder wird es wild, etwa beim Auftritt des mit roten Flammen geschmückten Hexenmeisters und seiner Gesellen, die zum Rammstein-Sound herumwirbeln. "Imagine" singt John Lennon, als die Meerjungfrau vom Leben mit ihrem Prinzen träumt. Doch "I can't get no satisfaction" schallt es gleich darauf von der Rolling Stones, und der Traum der Verliebten platzt jäh. 

Darya und der Prinz mit seiner Braut sind in den Hauptrollen zu sehen, doch eigentlich ist jede Tänzerin und jeder Tänzer in dieser Produktion fast ohne Unterbrechung im Einsatz. Es sind die Gruppentänze, die dieses Stück bestimmen: die wogenden, an Wasserballett erinnernden Bewegungen der Meerjungfrauen, die Rumba der Matrosen oder der irisch anmutende Stepptanz der fröhlichen Festgesellschaft.

Fröhlich sind auch die Zuschauer, als nach rund 70 Minuten die neuste Produktionen des Jugendclub Tanz ihren verdient anerkennenden Beifall erhält. Und von Intendantin Cathérine Miville gibt es zum besonderen Anlass noch einmal höchst anerkennende Worte für die Leistung von Terry Pedersen-Pfeiffer und ihre Truppe. Man werde das Jubiläum zu gebührender Zeit noch einmal richtig feiern, vielleicht im "Spielreich", verspricht die Intendantin.

Karola Schepp, 03. Februar 2014, Gießener Anzeiger