„Afrikanisches Puzzle“ mehr als nur folkoristisch - Gießener Anzeiger

20.03.2012

„Afrikanisches Puzzle“ mehr als nur folkoristisch

Mitglieder des Kinder- und Jugendchors mit großartigen Leistungen
Ein großes Bild des Kontinents, ein paar Wände, die die Savanne darstellen, bunte Gewänder, mehr braucht es nicht, um Afrika auf die Studiobühne zu holen. Hinzu kommen afrikanische Trommeln und mitreißende Rhythmen. Das Musical „Afrikanisches Puzzle“ von Peter Rose und Anne Colon hält, was es verspricht. Es geht um mehr als eine folkloristische Darstellung des Kontinents: Gezeigt wird die Kluft zwischen Arm und Reich, zwischen Stadt und Land, zwischen Gut und Böse. Diesen Spannungsbogen hat Oliver Meyer-Ellendt in seiner Inszenierung spielerisch leicht herausgearbeitet, maßgeschneidert auf die Mitglieder des Kinder- und Jugendchors, die allesamt eine großartige Leistung ablieferten.
Mitten in Afrika begeben sich die drei Kinder Imara, Anjo und Adesina sich auf eine atemberaubende Reise. Sie verlassen ihr Dorf Nijumba, um in der großen Stadt eine Nähmaschine für ihre Mutter zu kaufen. Sie ist begnadete Schneiderin, doch ihre Maschine ist kaputt und damit auch die Grundlage ihrer Existenz. Die Reise wird zu einem gefährlichen Abenteuer mit falschen und echten Freunden. Doch am Ende können sie mit der begehrten Nähmaschine in ihr Dorf zurückkehren.
Den Kindern begegnen Straßenjungen, Händler, aber auch superreiche Frauen, die - wie überall - einen Schuheinkaufsblues haben und ihn auf der Bühne ausleben. Dieser satirische Seitenhieb kam bei der Premiere gut an. Das Böse in Gestalt des Mister Fortune daher, der die Kinder verführen will. Diese Rolle, die den Darstellern viel abverlangt, wird von Mona Turski bzw. Helena Hick tadellos ausgefüllt. Das Gleiche gilt auch für die weiteren Solorollen der Imara (Theresa Mera-Euler / Salome Niedecken); Anjo (Antonius Doru / Samir Kanse) und Adesina (Selma Gießmann / Rebecca Kaufmann).
Oliver Meyer-Ellendt hat das Stück gemeinsam mit Tomas Schrewe ins Deutsche übertragen und gemeinsam mit Martin Gärtner, der die musikalische Leitung innehat, eine stimmige Gesamtkonzeption erarbeitet. Die Instrumentierung ist sparsam, aber passend. Gärtner begleitet den Chor am Klavier, während Elija Kaufmann absolut perfekt den passenden Klang- und Stimmungsteppich auf verschiedenen Perkussionsinstrumenten hervorzaubert. Die einzelnen Gruppen wurden in der Choreographie von Jeremy Green unterwiesen, und für das ebenso einfache wie wirkungsvolle Bühnenbild zeichnet Thomas Döll verantwortlich.
Barbara Czernek, 201.03.2012, Gießener Anzeiger