An Intensität zugelegt - Gießener Allgemeine Zeitung

31.01.2012

An Intensität zugelegt
Jugendclub-Tanz des Stadttheaters präsentiert sich im TiL in Bestform

Bereits zum achten Mal hat der Jugendclub-Tanz des Stadttheaters Gießen zu einer Premiere eingeladen: »1001 Nacht«. Die zehn Tänzerinnen und fünf Tänzer wandelten auf den Spuren der anmutigen Scheherazade, die mit ihren Erzählungen in tausendundeiner Nacht den bärbeißigen und mächtigen Sultan versöhnt. Die tänzerische Leistung und die darstellerische Intensität der Jugendlichen hat im Vergleich zu vorherigen Produktionen deutlich zugelegt. Man kann von einer überzeugenden Ensembleleistung sprechen.
Ihren Schliff bekommen sie in der Tanzschule A von der Tänzerin und Tanzpädagogin Terry Pedersen-Pfeiffer, die offensichtlich mehr als »nur« klassisches Ballett mit ihnen einstudiert. Seit Herbst 2004 entwickeln sie pro Spielzeit ein Tanzstück, bei dem Konzept, Choreografie und Kostümgestaltung größtenteils in den Händen der Jugendlichen liegen. Geprobt wird in der Regel einmal in der Woche für jeweils sechs bis acht Stunden, in den Ferien
fast täglich. »1001 Nacht« wurde von Musikstudent Martin Spahr mit eigenen
Kompositionen bereichert. Es sind jazzige Anklänge, in denen die kleine Bettlerin bei verschiedenen Berufsgruppen um Hilfe nachsucht. Sensationell wie die Tänzerin die Bewusstlose mimt, ihre Glieder gummiweich herumschlenkern lässt und nie den Eindruck
erweckt als bewege sie sich bewusst. Die Choreografie setzt wieder auf den musikalischen
Kontrast zwischen klassischer Musik in den Sultanszenen und Rock-Pop-
Musik der 70er Jahre in den Scheherazade-Erzählungen; das sind etwa AladinsWunderlampe und der Fischer und der Flaschengeist. Es ist immer wieder staunenswert, wie bekannte Rhythmen und Melodien choreografisch genutzt werden. Ob Jethro Tull, Uriah Heep, Jimi Hendrix oder Queen, alles wird tänzerisch konzentriert und darstellerisch intensiv umgesetzt. Nicht nur die selbst gemachten Kostüme aus Stretch-Oberteilen, Pumphosen, schlichten Stoffbahnen und kleinen farbigen Akzenten beeindrucken, sondern auch der fliegende Wechsel derselben. Mitwirkende sind: Svea Bein, Myriel Bischoff,
Theresa Gehring, Sarah Geißler, Katharina Huber, Claire Maillet Geißler, Marlene
Stracke, Mona Turski, Paula Weber, Glenn Buchholtz, Leander Gsänger, StephanieWendy, Hovhannes Hayrapetyan, Malik Herring, Hermann Kron. Dieser TiL-Abend entpuppt sich als bezaubernder orientalischer Märchenreigen.
Dagmar Klein, 31.01.2012, Gießener Allgemeine Zeitung