»Enten Variationen« mit Rainer Domke und Harald Pfeiffer - Gießener Allgemeine Zeitung

10.10.2011

»Enten Variationen« mit Rainer Domke und Harald Pfeiffer

David Mamets Zwei-Personen-Stück hatte in der schwungvollen Regie von Christian Lugerth Premiere auf der TiL-Studiobühne.

 Zwei Männer im Park – irgendwie sind sie befreundet und halten doch eine höfliche Distanz zueinander. Auf einer Bank am See haben sie es sich gemütlich gemacht, reden über Gott und die Welt – und immer wieder über Enten. Die Zugvögel geben ihnen Anlass zu allerlei philosophischen Betrachtungen, und die Vermutung schleicht sich ein, dass das Benehmen dieser flatterhaften Tiere ihnen als Symbol für allzu menschliches Verhalten dient. Denn häufig ist vom Tod, vom Sterben die Rede – eine Endlichkeit, die auch für Emil und George ob ihres Alters in greifbare Nähe gerückt ist.

»Enten Variationen« hat der amerikanische Dramatiker und Drehbuchautor David Mamet sein frühes Werk von 1972 überschrieben – ein Puzzle aus vielen kleinen Szenen, das Christian Lugerth jetzt auf der TiL-Studiobühne schwungvoll in Szene gesetzt hat. Mehr oder weniger harmlose Plaudereien, die für zwei gestandene Schauspieler wie Rainer Domke und Harald Pfeiffer eine leichte Übung sind, gibt es in ihren Dialogen doch kaum tiefgründige Ecken und Kanten, die es herauszuschleifen gilt.

Die beiden alten Hasen – immerhin kann der 75-jährige Domke in diesen Tagen auf sein 50-jähriges Bühnenjubiläum am Stadttheater Gießen zurückblicken – werfen sich gekonnt die Bälle zu, führen nicht nur verbal gepflegte Auseinandersetzungen, sondern nehmen schon mal ihre Gehstöcke für Attacken zur Hilfe. Doch kaum setzt sich George (Pfeiffer) beleidigt ab, telefoniert Emil (Domke) schon mit dem Handy hinter ihm her.

Lugerth gibt seinem Paar praktische Requisiten wie Sonnenbrillen, Ferngläser und Hüte an die Hand, vertraut ansonsten ganz und gar darauf, dass die beiden ihre Pointen an den richtigen Stellen setzen. Und damit sie es auch hübsch bequem haben, hat ihnen Ausstatter Bernhard Niechotz statt einer harten Parkbank ein gut gepolstertes Ledersofa ins Schilf gestellt. Hier lässt es sich prächtig parlieren, selbst wenn Domke als der Vorwitzigere von beiden seinem Gesprächspartner einmal frech den angestammten Sitzplatz streitig macht.

Christian Keul hat für die musikalische Überleitung der einzelnen Splitter gesorgt, die angenehm leicht wie der Text als Barmusik am Piano daherkommt. Eine kurzweilige Plauderstunde zum unangestrengten Zeitvertreib.
Marion Schwarzmann, 10.10.20122, Gießener Allgemeine Zeitung