Liebe, so heftig wie ein Schuss - Wetzlarer Neue Zeitung
Liebe, so heftig wie ein Schuss
Als das Publikum am Freitag das Theaterstudio im Löbershof (TiL) betritt, üben sie noch, mit ihren Pistolen die „Bullen“ in Schach zu halten. Ein lebendiger Auftritt des Gangsterpärchens Clyde (Pascal Thomas) und Bonnie (Ronja Losert) in der 80 Minuten dauernden Inszenierung von Abdul M. Kunze. Autor Holger Schober hat über die zum Mythos gewordenen Bankräuber der 1930er Jahre eine neue Geschichte geschrieben, die für zwei quicke junge Darsteller gutes Bühnenfutter bedeutet und ein junges und älteres Publikum in ein Wechselbad der Gefühle taucht. Die Story wird zum B-Movie in schäbiger Pappkulisse (Dimana Lateva). Filmisch geschnittene Szenen schaffen Tempo und ständig wechselnde Realitäten. Beide Menschen suchen nach einem Gegenüber, öffnen ihre Biografie und tauchen wieder sprunghaft in die Filmrolle aus dem Jahr 1967. Losert (Bonnie) und Thomas (Clyde) leben die Brüche ihrer Beziehung, himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt. Mit raumgreifender Körpersprache und frechem Jargon zeigen sie die verzweifelte Liebe zweier haltloser Menschen. Dabei können sie unter der Leitung Kunzes vehement aufdrehen und sich auch in leisen, melancholischen Momenten zurücknehmen. Eine „echt coole“ (so die Sprache der Figuren) Nummer. Wieder am 13. Januar.
Peter Merck, 09.01. 2012, Wetzlarer Neue Zeitung
