Publikum lauscht dem kleinen Prinzen - Wetzlarer Neue Zeitung

11.11.2011

Publikum lauscht dem kleinen Prinzen

Weihnachtsmärchen im Stadttheater Gießen

Vor den Eisernen Vorhang tritt ein Erzähler (Rainer Hustedt), verwandelt sich in den in der Wüste verunglückten Piloten, der dem Kleinen Prinzen (Pascal Thomas) begegnet. Die zeitlos beliebte Geschichte Antoine de Saint-Exupérys hat Abdul M. Kunze für ein Publikum ab 6 Jahre geschrieben, gestrafft und doch die wesentlichen Szenen in ihrer poetischen Form belassen. Gestern war die Premiere im Stadttheater Gießen.

Das beginnt wie im Buch mit der unbeholfenen Zeichnung von einer Schlange, die einen Elefanten gefressen hatte. Die im Publikum amüsiert aufgenommene Projektion zeigt auch die unterschiedlichen Denkebenen von Erwachsenen und Kindern.

Das ist auch das Problem der Gießener Aufführung, deren philosophische Gedankenwelt beim unruhigen Publikum nicht zuerst rüberkommt. Im Laufe der Handlung haben Erzähler und die skurrilen Figuren die Kinder im Griff, die sich vom lebendigen Spiel, der märchenhaft gestalteten Bühne überzeugen lassen.

Thomas Döll (Bühne) und Bernhard Niechotz (Kostüme) regen mit Drehbühne, bunten Planeten und dem "König der Nacht" Himmel wie bei Mozart die Phantasie an. Schlange, Rose, König bewegen sich in phantasievollen Kostümen, der Hang zur Karikatur hebt den Unterhaltungswert.

Den hat auch Pascal Thomas. Sein suchender Prinz mit Wuschelkopf ist ein naives Kind mit reifen Gedanken, so hüpft er behände von Planet zu Planet, verkriecht sich in seiner Melancholie, ein Sympathieträger, der bei der Premiere alle Generationen auf seiner Seite weiß. Die zögerliche Annäherung zum fremden Piloten und die scheuen Kontakte zum Fuchs (Milan Pesl) zählen zu den intensivsten Momenten des Vormittags.
Peter Merck, 11. November 2011, Wetzlarer Neue Zeitung