»Du, Du und Ich« für Kinder ab zehn Jahren im TiL - Gießener Allgemeine Zeitung

20.01.2013

»Du, Du und Ich«, ein Theaterstück von Theo Fransz über das Thema Scheidung, hatte nun Premiere auf der TiL-Studiobühne.

»Wir wollen niemals auseinandergehn« singen Friederike und ihre Eltern. Doch was nach trauter Dreisamkeit klingt, ist in Wirklichkeit eine Familie in Auflösungserscheinungen – so wie in vielen deutschen Haushalten. Was eine Scheidung mit Eltern und Kind macht und wie man einen Weg finden kann, damit alle Beteiligten eine Trennung mit möglichst wenig Schaden überstehen können, das thematisiert der niederländische Autor Theo Fransz in seinem Stück »Du, Du und Ich« für Kinder ab zehn Jahren, das nun auf der TiL-Studiobühne Premiere hatte.

Friederikes Eltern streiten andauernd: über die Gefühlskälte der Mutter, den Zigarettenkonsum des Vaters und die Verweigerungshaltung ihrer Tochter, die da in Schweigen verfällt, wo sie eigentlich laut schreien müsste vor Kummer. Das Mädchen flüchtet sich in eine Traumwelt. Szenen vom Kennenlernen der Eltern in einem Zirkus, die Verliebtheit in den Flitterwochen, die Geburt des Kindes – all das lässt Friederike in ihrer Fantasie aufleben. Sie ist auf der Suche nach dem, was die Erwachsenen verloren zu haben glauben, aber eigentlich auch nicht wirklich wiederzufinden versuchen: Liebe, Zuneigung, Wertschätzung. Vater und Mutter werden so zu einer Art Clown-Marionette und Friederike zieht die Fäden. Doch irgendwann machen die Eltern auch in der kindlichen Traumwelt nicht mehr mit, steigen aus dem Spiel aus und die Tochter muss erkennen, dass ihr Traum von einer heilen Familie zwar zerplatzt ist, aber ihre Eltern dennoch für immer ihre Eltern bleiben.

Regisseur Thomas Goritzki inszeniert das 2006 uraufgeführte Stück des niederländischen Autors, Kinder- und Jugendtheatermachers und Schauspielers Fransz mit sicherer Hand. Das schwierige Thema Trennung und sogar Friederikes erträumter Tod setzt er in Szenen um, die die Balance zwischen Bitterkeit und Klamauk geschickt halten. Im von Thomas Döll mit gepackten Umzugskartons und zum Abtransport bereitstehenden Möbeln garnierten Bühnenbild sind die Zuschauer für fast eine Stunde mitten drin in einer Familiengeschichte, wie sie immer und immer wieder geschieht – und die sie vielleicht sogar selbst ähnlich erlebt haben.

Anne-Elise Minetti verleiht mit ihrem eindringlichen Spiel Friederike Züge, die den jungen Zuschauern die Identifikation mit ihr sehr leicht machen. Sie ist trotzig, von der Situation völlig überfordert und möchte doch einfach nur wieder mit den Eltern glücklich sein. Roman Kurtz als frustrierter Ehemann und Carolin Weber als nörgelnde Ehefrau zeigen, dass auch die Erwachsenen kein Patentrezept haben, wie sie mit einer Trennung umgehen sollen.

Weitere Vorstellungen sind am 17. Februar (11 Uhr) und 22. März (18 Uhr) im Theaterstudio.


Karola Schepp, 14.01.2013, Gießener Allgemeine Zeitung