Ein paar Jahrhunderte auf dem Buckel - Gießener Allgemeine Zeitung

08.11.2012

Familienkonzert rund um Vivaldis Concerti grossi – Wenn Soloinstrumente auf ein Orchester treffen

Vivaldis »Concerti grossi« standen im Mittelpunkt des gut besuchten Familienkonzerts am Sonntag, das ausdrücklich für junge Menschen ab zwölf Jahren angekündigt war. Für die ganz kleinen Konzertbesucher war die Thematik ein wenig zu unspektakulär, die Älteren konnten jedoch durchaus Faszinierendes erfahren. Michael Hofstetter am Dirigentenpult, die Streicher und ein paar Holzbläser des Philharmonischen Orchesters in ungewohnter Stehposition und Moderator Martin Gärtner zeigten, wie spannend es sein kann, Musik, »die schon ein paar Jahrhunderte auf dem Buckel hat«, aufzuführen.

Warum soll man mit oder ohne Vibrato spielen? Wie können eine neunsaitige Gitarre und zwei Cembali aus acht Ziffern eine 100 Noten umfassende Melodie erfinden? Und wie können gleich vier Sologeiger (Helena Wood, Rüdiger Lotter, Ivan Krastev und Igor Tsinman) mit einem Orchester spielen? Gärtner und die Musiker hatten darauf Antworten und spielten Vivaldis Prachtmusik. Und die Cellisten Felix Koch und Torsten Oehler zeigten mit Vivaldis Concerto für zwei Violoncelli, dass auch in den tieferen Lagen jede Menge furiose Fingerfertigkeit möglich ist.

Am meisten beeindruckte das junge Publikum jedoch der Frankfurter Student und Flötist Jan Nigges, der die Sopranino im Flötenkonzert von Vivaldi in aberwitzigem Tempo spielte und den Nachwuchs-Blockflötisten im Saal zeigte, was alles mit der kleinen Flöte möglich ist. Am Sonntagnachmittag stellten sich die Solisten Lotter, Wood und Koch noch einmal beim Solistenporträt im Foyer des Stadttheaters dem erwachsenen Publikum vor. Morgen sind sie beim Sinfoniekonzert zu Gast.