Jubelrufe und stehende Ovationen am Premierenabend - Gießener Anzeiger

23.10.2012

Jubelrufe und stehende Ovationen am Premierenabend: „Schmachtigallen“ in Gießen auf einer „Reise ins Glück“

„Volare, oh, oh, Cantare, oh, oh, oh, oh…“, sang Manni alias Jan Hoffmann, und im Publikum spürte man eine Mischung aus Grusel und Sentimentalität. Der Klassiker, mit dem Domenico Motugno in den 50er Jahren unser Bild von Italien prägte, war eine der gewagten Erinnerungen, mit denen die „Schmachtigallen“ das ausverkaufte Haus in Stimmung brachten.

„Reise ins Glück“ heißt die Revue von Henry Arnold, mit der die vier Sänger in diese Saison gehen. Seit 1996 ist Hoffmann, der am Gießener Stadttheater als Chorleiter tätig ist, mit seinen Kollegen Roland Furch, Severin Geißler und Martin Ludwig unter dem Namen „Schmachtigallen“ in deutschen Konzertsälen unterwegs. Am Samstag wurde ihre neueste Produktion bei der Premiere im Stadttheater vom Publikum mit Jubelrufen und stehenden Ovationen gefeiert.

Schnulzen und Evergreens

Kennengelernt haben sich die vier Sänger während des Musikstudiums an der Mainzer Hochschule. In Gießen präsentiert das Quartett seit zehn Jahren spritzige musikalische Programme. Das neue Stück, bei dem Autor Henry Arnold auch Regie führte, handelt von einer satirisch-unterhaltsamen Reise rund um die Welt, die mit Schnulzen und Evergreens gepflastert ist.

Das Bühnenbild lieferte im Hintergrund die passenden Postkartenidyllen und die Sänger bewegten sich auf einem Laufsteg mit Freitreppe und auf der karg möblierten Bühne. Zwischen den einzelnen Musiknummern gibt es viele witzige Dialoge, aber auch ein paar schwer erträgliche Binsenweisheiten zu hören.
Vom „Highway to hell“, der von den vier Sängern als 50er-Jahre-Shownummer dargeboten wird, geht es gnadenlos auf die Fidschi Inseln, um dort zwischen Sand und Muscheln mit einer Fidschipuppe zu kuscheln.

Über „Frankreich, Frankreich“ reisen die „Schmachtigallen“ nach Italien und von dort weiter ins Café Oriental und in die „Bar zum Krokodil“. Eine veritable kleine Band sorgt für die musikalische Begleitung mit Isabell Weber an den Keyboards, Andreas Sommer am Klavier, Simon Zimbardo am Schlagzeug, Luca Panzarella an der Trompete und Stefan Schneider an Bass und Gitarren. Schneider zeigt im Laufe des Programms noch viele andere Qualitäten, wenn er etwa den Rockgitarristen bei „Born to be wild“ gibt oder mit einer Balalaika Alexandras „Sehnsucht heißt ein altes Lied Taiga“ begleitet.

Lied an Gießen

Mit „Pata Pata“ von Miriam Makeba geht es nach Afrika und dann gleich weiter an die Copacabana. Auf der „Route 66“ holen sich die Reisenden ihre Kicks, und wenn sie schließlich wieder in Gießen ankommen, erkennen die „Schmachtigallen“, dass der Weg das Ziel war. So besingen sie in der Zugabe das schöne Gießen, das „eine Stadt, wie Du und ich“ sei.

Die wirkungsvollen Kostüme und das sparsame, aber effektive Bühnenbild stammten von Thomas Döll, die Arrangements von Severin Geißler. Für die Choreografien zeichneten Anthony Tailor und Claudia Storck verantwortlich.

Klaus J. Frahm, 22. Oktober 2012, Gießener Anzeiger