Mit viel Fantasie und Tempo eröffnet Gießener Stadttheater die Spielzeit für das junge Publikum - Gießener Anzeiger

14.09.2012

Oh, da machten die Kinder aber riesengroße Augen, als sie zur Premiere ins TiL kamen. Die glitzernde Dschungelwelt auf der Bühne erfüllte nicht nur die Kleinen mit Staunen und Bewunderung. „Der Löwe, der nicht schreiben konnte“ heißt das Stück in der Inszenierung von Abdul M. Kunze, dass sich schon jetzt als echter Hit erwies. Den zauberhaften Märchenwald und die fantasievollen Tierkostüme hatte Thurid Goertz entworfen. Die schicke Löwendame (Ana Kerezović) und der verliebte Löwe (Rainer Hustedt) sorgten mit ihren Geschichten und Liedern durchweg für Spaß und Spannung.

Mit viel Fantasie und Tempo hat das Stadttheater Gießen die Spielzeit für das junge Publikum eröffnet. Das Kinderbuch von Martin Baltscheit hat in der Bearbeitung von Abdul M. Kunze eine ganz eigene Note - mit viel Musik, Bewegung und Gefühl erhalten und eine kleine Rahmenhandlung dazu. Die Hauptpersonen: Die schicke Löwin, lässig auf einem Badetuch ausgestreckt, die Sonnenbrille auf der Nase in einem Buch lesend. Kein Wunder, dass sich der Löwe sofort in sie verliebt. Doch einfach hingehen und küssen, nein, das kommt bei einer Dame bestimmt nicht so gut an. Lieber einen Brief schreiben, doch dummerweise kann der Löwe nicht schreiben. Also geht er zum Affen, weil er glaubt, dass dies ein besonders schlaues Tier ist. In schönsten Worten erklärt der Affe, was er alles schreiben würde. Doch was er dann tatsächlich schreibt, hat nur mit ihm selbst zu tun: „Liebste Freundin, wollen Sie mit mir auf die Bäume klettern? Ich hab auch Bananen. Total lecker! Gruß Löwe.“ Wutentbrannt zerreißt der Löwe den Brief: Das hätte er doch nie geschrieben. Und so kommt er zum Nilpferd, zum Mistkäfer, zur Giraffe und so weiter. Und jedes Mal passiert dasselbe Missgeschick, köstlich mit Rhythmus und Liedern zum Ausdruck gebracht. Dass hier nicht einfach nur der Text des Bilderbuches vorgelesen wird, sondern mit der lebhaften Mimik und Gestik aus dem Tierreich ausgeschmückt wird, löst bei den Kindern begeistertes Kreischen aus. Sofort ruhig wird es dann wieder, als Löwenmann und Löwenfrau ganz innig den Song „In the Jungle“ zusammen singen. So werden in das Stück immer wieder bekannte Lieder eingebaut und um getextet: Das macht den besonderen Charme des Stücks aus und lässt keine Langeweile aufkommen. Die beiden Schauspieler erweisen sich als großartiges Team. Besonders Ana Kerzovic, neu am Ensemble des Stadttheaters, gelingt es mit Wendigkeit und Witz, die Sympathie der Kinder im Nu zu erobern. Und Rainer Hustedt ist bewährtes Mitglied am Stadttheater Gießen. Seinen zugleich mutigen und musikalischen Löwen macht ihm so schnell keiner nach. Riesiger Applaus für alle Beteiligten am Ende der Vorstellung. Fünf Sterne für dieses Kinderstück für alle ab fünf Jahren.

Ursula Hahn-Grimm, 13.09.2012, Gießener Anzeiger