Das neue Familienstück »Weihnachtsgans Auguste« - Gießener Allgemeine Zeitung

15.11.2013

Das neue Familienstück im Stadttheater, »Die Weihnachtsgans Auguste« von Peter Ensikat, zeigt für Kinder ab sechs Jahren eine Federviehrettung mit allerlei Turbulenzen.


Hier Radio Elefantenklo, aktuelle Ansage: »Im Seltersweg ist kein Durchkommen mehr, Zufahrten durch Baustellen behindert...« Chris, Lukas und die anderen geben aus dem Off stets die neuesten Nachrichten durch. So wissen die kleinen und großen Zuschauer im Stadttheater, was sich in Gießen so abspielt in der Zeit zwischen Nikolaustag und dem Vorabend des Christfests. Das neue Weihnachtsmärchen spielt nämlich hier, in der schönsten Stadt Mittelhessens. Ein reizendes naturalistisches Bühnenbild mit entsprechender, variabler Kulisse auf der Drehbühne rahmt das Geschehen in der Familie von Opernsänger Luitpold und Lehrerin Gerlinde Löwenhaupt mit ihren Kindern Lohengrin und Isolde, alias Lolo und Isy. Herr Löwenhaupt hat eine Biogans gekauft, die zu Weihnachten geschlachtet werden soll. Aber es kommt ganz anders...

Das Stück von Peter Ensikat nach Friedrich Wolf erzählt chronologisch mit Witz, fröhlichen Gags und musikalischen Einlagen vom Familienalltag, den eine Gans namens Auguste gehörig durcheinanderbringt. Denn es ist keine gewöhnliche Gans; sie quakt und schnattert nicht nur, sondern spricht auch. Und Auguste ist wehrhaft und sensibel nach Art einer Wachgans, stellt zum Beispiel Einbrecher.

Wer einmal ihre Sätze mit dem speziellem Gänseakzent verstanden hat, der schließt sie ins Herz. Auguste wird Haustier, wird im Stadtpark ausgeführt, kriegt von Onkel Theo Extrakörner. Gefragt, was sie so macht den ganzen Tag, antwortet sie: »Fressen, Schnattern, Fressen« – so beginnt eine enge Freundschaft zwischen dem Federvieh und den Kindern, die auch mal die Eltern austricksen, wenn es um die Gans geht. Jugendslang sorgt für spontan-lebendige Einschübe; Lolo: »Eltern – ey, nervt!«.

Die gängigen Generationen-Verhaltensmuster werden mit Temperament auf die Schippe genommen. Dafür sorgten in der Premiere am Donnerstagmorgen Roman Kurtz als Luitpold Löwenhaupt, Carolin Weber als Gerlinde (alternierend spielen Harald Pfeiffer und Petra Soltau das Elternpaar), Pascal Thomas als Lohengrin und Mirjam Sommer als Isolde (alternativ Vincenz Türpe und Anne-Elise Minetti). Vermittelnde Fröhlichkeit bringt Naturbursche Onkel Karl-Theodor in den Haushalt (Rainer Hustedt; alternativ Milan Pešl), der im letzten Moment Pizza für alle auf dem Rad antransportiert. Denn natürlich wird Auguste nicht geschlachtet und gebraten, obwohl, obwohl... da gibt es doch noch einen Zwischenfall, der hier aber nicht verraten werden soll. Eine prächtige Weihnachtsgans gibt Sebastian Songin ab, ein bildschön ausstaffierter Flattermann, der auch gerupft in farbenfroher Tunika eine bühnenpräsente Augenweide ist. Die gelungenen Kostüme sind von Bernhard Niechotz.

Christian Lugerth brachte »Die Weihnachtsgans Auguste« als Stück über Freundschaft, Geschwisterzusammenhalt und nebenbei auch Umweltbewusstsein auf die Bühne von Lukas Noll. Geschickt sind Reimlieder von »Hänschen-Klein« bis »Alle meine Entchen« mit handlungsbezogenen Texten unterlegt, und wenn zum guten Schluss alle Mitwirkenden einen zündend poppigen Musikauftritt hinlegen, sind die Zuschauer garantiert entzückt. So war es auch am Premierenmorgen. Ein gelungen präsentiertes Stück, passend für alle ab sechs Jahren.

Gießener Allgemeine Zeitung, Olga Lappo-Danilewski, 15.11.2013