Komödienverweigerung - Opernfreund

09.04.2014

Nichts zu lachen: Regisseur Zholdak scheitert an Goldonis Komödie und Martinůs schwachem Textbuch

 

[...]

"Der musikalische Teil stellt überhaupt den positiven Teil des Abends dar. Der Gießener GMD Michael Hofstetter führte das Philharmonische Orchester Gießen durch die sorgfältig und aufwändig instrumentierte Partitur der mit weniger als zwei Stunden reiner Spielzeit nicht überlangen Oper. Farbenreich und sehr lebendig waren die Haupteindrücke dieser als „klassizistisch“ eingestuften Musik, die eine Verbindung von musikantischen böhmischen und italienischen Elementen darstellt, einer von mehreren Stilrichtungen des vielschaffenden und wandlungsfähigen Komponisten, dessen Musik sich nicht in ein Fach stecken lässt. Daneben tönt auch Western-Musik durch; alles  spritzig, flott und auch originell, aber letztlich unaufregend. Wegen der durchweg flotten Tempi war das Orchester gefordert, setzte die Motorik der Partitur mit viel Elan und Präzision um - mit nur wenigen Unkonzentriertheiten erst im dritten Akt. Besonders anregend wirkten der dritte Akt mit viel Italianità: einem Saltarello vorab und den beiden quirligen großen Ensemble-Szenen à la Rossini."

[...]

"Das in Gießen aufgebotene Gesangsensemble befleißigte sich durchweg einer sehr ordentlichen Aussprache des Italienischen."

[...]

"Die Titelrolle sang Francesca Lombardi Mazzulli als Gast; sie wusste ihr Publikum mit ihrem raffiniert-erotischen Spiel ebenso zu begeistern wie mit ihrem leuchtkräftigen Sopran und dessen vielfältigen Farbnuancierungen. Tomi Wendt setzte das zweite Glanzlicht des Abends als Cavaliere Ripafratti. Seine jugendliche Erscheinung (warum hat Mirandolina ihm eigentlich den sauertöpfischen Fabrizio vorgezogen?) und recht vornehmes Gebaren korrespondierte mit seinem kräftigen noblen Baritonmaterial. Bronzen und von geschmeidiger Kraft ohne jede Schärfe auch beim Forcieren zeigte sich der mittel-timbrierte Tenor von Eric Laporte als Conte Albafiorita. Seinen „Kollegen“, den Marchese Forlimpopoli, gestaltete Calin-Valentin Coszma mit kräftigem, weichen Bass, der aber besser fundiert sein könnte. Der Sänger des Fabrizio (dauernd traurig dreinschauend), Ralf Simon, war erkältet gemeldet, was man ihm in seinen etwas mühseligen Höhen über einer festen baritonalen Mittellage auch anmerkte. Die beiden „Damen“ Hortensia und Dejanira waren solistisch nicht sehr gefordert. Letztere sang die junge Altistin Stine Marie Fischer mit klarer schlanker Intonation, und als Erstere war Naroa Intxausti besetzt, deren glockenreiner Sopran angenehm auffiel. Vepkhia Tsiklauri hatte als Chortenor mehr zu sprechen als zu singen und legte die Rolle auch gesanglich buffonesk an."

[...]

Manfred Langer, 31.03.2014, Opernfreund