Lebendiges Gewimmel - Gießener Anzeiger

23.05.2014


Witzig, turbulent und opulent: „Homo absurdus“ mit dem Jugendclub Spieltrieb

Man könnte von einem ganz großen Spektakel sprechen – und zwar im positiven Sinn. Denn als der Jugendclub Spieltrieb des Stadttheaters am Mittwochabend zur Premiere von „Homo absurdus oder die Kneipe am Rande der Galaxie“ ins Theater im Löbershof (TiL) geladen hatte, war richtig was los. Anders gesagt: Die Inszenierung unter der Leitung von Heike Meister und Vincenz Türpe hat ordentlich Pfeffer.

Das hat wesentlich mit dem Grundkonzept des Stücks zu tun, das die jugendlichen Akteure unter Anleitung von Meister und Türpe selbst erdacht haben. Entstanden ist es aus der Beschäftigung mit Figuren wie Kaiser Nero, Marilyn Monroe oder Al Capone, die, und das ist der Clou, allesamt in einer großen Kneipe aufeinandertreffen. Es kommt zu witzigen, turbulenten Auseinandersetzungen. Da wird gefochten, gestritten und über den Sinn des Lebens philosophiert. Und es macht viel Spaß, zuzuschauen, gerade weil die Inszenierung in hohem Maß auf Visualität setzt.

Das hat allerdings nicht unmittelbar mit dem Bühnenbild zu tun, das zwar gelungen ist, im Grunde aber sehr funktional einen Kneipenraum darstellt. Und auch nicht direkt mit den schönen historischen Kostümen. Es ist vielmehr der Gesamteindruck von lebendigem Gewimmel, der letztlich maßgeblich auch daher rührt, dass die 23 Schauspieler alle zeitgleich auf der Bühne sind und sich phasenweise auch zur selben Zeit und teils humorvoll mit sich auseinandersetzen. Ergebnis ist eine opulente Visualität, die richtig Laune macht, auch wenn es ganz selten mal ein wenig sehr laut wird. Das ändert aber nichts daran, dass sich Theaterfreunde den liebevoll gemachten „Homo absurdus“ ansehen sollten, nicht zuletzt, weil sich der Schauspielnachwuchs wirklich begabt zeigt in Sachen dramatischer Wirkung und Einfühlungsvermögen in unterschiedlichste Charaktere.

Ein dickes Lob für diese Produktion, die bei der Premiere völlig zur Recht reichlich Applaus bekam.

Stephan Scholz, 23.05.2014, Gießener Anzeiger