Roman Kurtz inszeniert »Kleine Engel« im TiL - Gießener Allgemeine Zeitung

14.01.2014

Roman Kurtz inszeniert das poetische Kinderstück »Kleine Engel« im TiL. Weitere Vorstellungen sind am 2. und 16. Februar jeweils um 11 Uhr.


Ein umgeknickte Straßenlaterne, ein Müllcontainer und gammelige Holzpaletten – der Ort, an den Robert und Maja von einem Unbekannten bestellt wurden, ist alles andere als einladend. Doch hier soll es Arbeit für sie geben. Voller Hoffnung haben sich die beiden auf den Weg durch den dichten Nebel gemacht. Aber niemand erwartet sie am vereinbarten Treffpunkt – nur eine hölzerne Leiter steht da und reicht bis in den Himmel.

Der italienische Theatermacher Marco Baliani erzählt in seinem Kinderstück »Kleine Engel«, wie Robert und Maja ihr Glück finden, und sich mit Fantasie und Unverdrossenheit ihr ganz persönliches Stück vom Himmel auf die Erde holen. Die für Kinder ab acht Jahre ausgewiesene Geschichte ist eine Erzählung voller Melancholie und ein Lehrstück über die Chancen, die man hat, wenn man sich einfach auch mal fallen lässt.

Roman Kurtz, vielbeschäftigter Schauspieler am Stadttheater, hat in seiner zweiten Regiearbeit – die erste war ein Einakter von Eugène Ionesco – Balianis Stück mit Sinn für Tempo und Humor, der die jungen Zuschauer anspricht, inszeniert. Im von Lukas Noll kreierten Bühnenbild lassen Robert und Maja, gespielt von Milan Pesl und Mirjam Sommer, einen ganzen Kosmos greifbar werden. Wilde Fahrten mit der Mülltonne, kleine Zwischenspiele mit Gitarre und Ukulele und fast schon akrobatische Einlagen auf der umgekippten Straßenlaterne sorgen für jede Menge Abwechslung – auch wenn das Stück selbst eher handlungsarm ist. Doch die meisten Bilder entstehen im Kopf, schließlich kann die agil-spleenige Maja, die so gerne Putzfrau im Wolkenreich wäre, den etwas spröde-vorsichtigen Robert mit ihrem Temperament aus der Reserve holen: Hast Du Hunger, dann iss doch einen Burger, auch wenn der in Wirklichkeit nicht existiert. Und wenn Du fliegen willst, dann spanne nur deine Engelsflügel, sprich den Zauberspruch »Pi-Pa-Po« und sause los. Die Fantasie kennt eben keine Grenzen – und wenn dann auch noch »Kleine Engel« helfen, kann nichts mehr schiefgehen.

Mirjam Sommer spielt Maja als quirliges Mädchen voller Träume und Ideen und ist am Ende der gut 70 Minuten Spieldauer schweißnass. Milan Pesl sorgt als vom Leben gebeutelter Robert für die melancholische Note und immer wieder aufkeimende Skepsis, ob die Engel ihre Aufgabe auch wirklich erledigen. Herzlicher Beifall nach der Premiere zeigte, dass die Umsetzung der poetischen Geschichte beim Publikum gut ankam. Weitere Vorstellungen sind am 2. und 16. Februar jeweils um 11 Uhr.

Karola Schepp, 14.01.2014, Gießener Allgemeine Zeitung