Abenteuer mit Kissenschlacht in der taT-Studiobühne - Gießener Allgemeine Zeitung

30.09.2014

»Wie Ida einen Schatz versteckt und Jakob keinen findet« heißt das neue Kindertheaterstück für Kinder ab vier Jahren auf der taT-Studiobühne.

Jakob sitzt am Fenster. Er weiß nicht, was er machen soll. Seine Mutter fragt, ob er Fußball spielen will. »Nicht jetzt«, sagt er. Er will lieber einen Schatz finden; seine Schwester Ida sitzt draußen im Laub. Ihre Mutter fragt, ob sie nicht Indianer spielen will. Da kommt Ida eine Idee: »Heute verstecke ich einen Schatz.«

Zuschauer ab vier Jahren sahen bei der Premiere am Donnerstag das kleine Abenteuer »Wie Ida einen Schatz versteckt und Jakob keinen findet« von Andri Beyeler. In der taT-Studiobühne inszenierte Abdul M. Kunze das Kindertheaterstück inmitten eines Kissenhaufens.

Es könnte eine ganz normale Erzählung sein. Auf dem Blatt sähe es so aus: direkte Rede, verschiedene Personen, ein Erzähler hält das Ganze zusammen. Jedoch ist es ein Theaterstück. Ein munterer Wechsel von der Rolle des Erzählers zu ihren Charakteren gehörte für die Schauspieler Anne-Elise Minetti (Ida) und Milan Pešl (Jakob) zum Programm. Mit Raffinesse verwandelte Beyeler das Kinderbuch von Simone Baumann und Barblin Sindelar in ein Theaterstück.

Allerlei Probleme bekommen Ida und Jakob beim Verstecken und Finden ihrer Schätze. Tiere und Landschaften helfen den beiden auf ihren Wegen. Obwohl die Geschwister Ähnliches vorhaben, treffen sie sich in ihren Geschichten nicht. Parallel, aber nicht zusammen, begeben sie sich ins Grüne. Ein fröhliches Theaterstück mit kurzen Spannungsmomenten.

Zu guter Letzt stellt sich die Frage: Wo findet man eigentlich einen Schatz? Jakob hat den Plan eines Schatzsuchers, aber nicht eines Schatzversteckers. Bei Ida sieht es ähnlich aus: »Ich habe das Allerwichtigste beim Verstecken vergessen!« Den Schatz! Beide kommen im Nebel zum Bewusstsein ihrer Fehler – der dramatische Höhepunkt bei kaltem blauen Licht. Am Ende erkennen die Geschwister etwas viel Besseres. . .

Untermalt wird die Geschichte durch den Wechsel des Lichts: Es beginnt hell und warm. Wird es später für Ida und Jakob brenzlig, wechselt das warme Licht zu einem kalten. Genauso wichtig bei der Farbgestaltung und der Gesamtstimmung ist das Bühnenbild von Bernhard Niechotz und Thurid Goertz. Wie bei »Tausend und einer Nacht« bietet sich ein farbenfroher Anblick: Schillernde Vorhänge hängen von den Decken, bunte Kissen in allen Größen liegen in der Mitte. Es sieht gemütlich aus, strahlt Wärme und Wohlbehagen aus. Das Bühnenbild wartet mit viel Potenzial für die Ortswechsel auf. Ständig verändert sich etwas. Mit kleinen Spielereien entstehen Berge, Löcher und Wolken. Ein durchweg ästhetisches Bild, das für die Jüngsten verständlich ist.

Das Publikum war – trotz kleiner Patzer – begeistert, kommentierte eifrig und hatte nach der Vorstellung keine Scheu, zu den Darstellern auf die Bühne zu kommen. Mit kritischem Blick beobachteten die Jungen und Mädchen alles und applaudierten fleißig.

Kathrin Mordeja, 18.09.2014, Gießener Allgemeine Zeitung