»Die Wanze 2« ist atemlos im Einmachglas - Gießener Allgemeine Zeitung

16.03.2015

Mehr als 60 Vorstellungen des Insektenkrimis »Die Wanze« waren ausverkauft. Jetzt folgt im Theaterstudio mit »Die Wanze 2« ein neuer Fall für Detektivkäfer Muldoon. Ein weiterer großer Spaß mit Dominic Breuer.

Ich hab das jetzt 67-mal gemacht. Ich will nicht mehr«, jammert Dominic Breuer als Käferdetektiv Wanze Muldoon und setzt sich rittlings auf einen Stuhl vor die Zuschauer in Dixies Bar. Einfach nur erzählen will er davon, wie er als Käfer dem Skorpion Juno entkommen konnte. Doch die Leuchtkäfer und Glühwürmchen, im wahren Leben für Beleuchtung und Ton im Theaterstudio zuständig, überzeugen ihn schnell davon, dass es mit bloßem Berichten nicht getan ist. Und da schwingt sich Breuer dann eben doch wieder auf den Tresen und stellt fechtend und an den Querstangen turnend den beinahe todbringenden Kampf des Insekten-Columbos gegen den Auftragsmörder der Kakerlake Slade nach. Die Zuschauer freut’s – und die Glühwürmchen sind zufrieden.

Mit der Theaterversion »Die Wanze« nach dem Insektenkrimi von Paul Shipton war Breuer, früher festes Ensemblemitglied am Stadttheater, seit 2010 gern gesehener Dauergast in Gießen. Zunächst im TiL, nun im taT, waren seine Auftritte Garant für einen ganz besonderen Theaterabend. Nun präsentiert er mit »Die Wanze 2« einen weiteren Fall für Wanze Muldoon, den Detektiv aus dem Insektenreich. Und wieder können die Zuschauer gewiss sein, einen knapp eineinhalbstündigen Theaterabend mit bester Unterhaltung zu erleben.

Die Inszenierung Wolfgang Hofmanns und auch das Bühnenbild (An-Sophie Paar) sind eine Weiterentwicklung des ersten Stücks. Ein bisschen dunkler und nebliger ist es als beim ersten Mal und auch nicht mehr ganz so sportlich, aber immer noch beeindruckend. Breuer, der ein unglaubliches Pensum an Text bravourös bewältigt und blitzschnell in die unterschiedlichsten Rollen schlüpft, ist ein Erlebnis. Das Hosenbein hochgezogen, präsentiert er einen Netzstrumpf und verwandelt sich in die Grillen-Reporterin Wilma. Ein irres Zucken und eine riesige Sonnenbrille aufgesetzt, und schon schwirrt die zuckersüchtige Fliege Jake durch die Bar von Nacktschnecke Dixie.

Wer ist schuld am Tod des Igels?

Doch die »Wanze«-Fans lernen auch neue Figuren kennen: die in höchsten Tönen sirrende Flohdame Netta, den atomverstrahlten und boxenden Hirschkäfer Witali, der zur »Fight Night« antritt, den an Stephen Hawkin erinnernden Professor Bücherlaus und natürlich Skorpionin Juno, deren Antennenstachel so viel Unheil anrichten kann. Doch ist das Tier aus Südamerika auch tatsächlich schuld am Tod des Igels, der eines Tages leblos auf Dixies Bar stürzt? Dieses Rätsel muss Wanze Muldoon mit detektivischem Geschick und unter Lebensgefahr lösen und trifft dabei auf seinen schlimmsten Feind: einen kleinen Jungen, der Insekten aufspießt und in seinem Zimmer ausstellt. Breuer und Hofmann erzählen die Krimihandlung gespickt mit zahlreichen Zitaten aus Filmdialogen und -melodien. Die Titelmelodien von »Mission impossible« oder »Tom und Jerry« kann man ebenso entdecken wie ein »Angebot, dass er nicht ausschlagen kann«, oder einen Honigdieb im Biene-Maya-Outfit. Und dann landet Muldoon auch noch »Atemlos im Einmachglas« und die Zuschauer krümmen sich vor Lachen. Es macht außerodentlichen Spaß, die vielen Anspielungen zu entdecken.

Neu ist auch eine an alte Stummfilme erinnernde Videoeinspielung, die zeigt, wie aus dem auf die schiefe Bahn geratenen Käfer Muldoon der smarte Ermittler Wanze Muldoon werden konnte. Wer mehr wissen will, der sollte einfach eine der nächsten Vorstellungen besuchen.

Gelegenheit dazu gibt es bereits am 2. und 25. April sowie am 9. und 31. Mai. Man braucht keine hellseherischen Fähigkeiten, um vorherzusagen, dass noch viele weitere folgen werden. Vielleicht knackt Breuer dann ja sogar seinen aktuellen Rekord von 67 Vorstellungen…

 

Karola Schepp, 15.03.2015, Gießener Allgemeine Zeitung