Kluge Regie, unbequemes Stück - Oberhessische Presse Marburg

03.06.2015

Am Samstag hatte das erst 1990 uraufgeführte Musikdrama in einer Inszenierung von Professor Hans Hollmann, Gründungspräsident der Hessischen Theaterakademie, am Stadttheater Premiere. Am Ende gab es kräftigen Applaus für Hollmanns Version, die alles andere als bequem ist.
Aber Bequemlichkeit hätte auch nicht gepasst zu dieser Oper, die in ihrer Form die Zerrissenheit der Gesellschaft nach dem Ersten Weltkrieg einfängt und für den Zuhörer auch melodisch und damit emotional zugänglich macht.
Denn eingängig ist die Musik des Stücks so beim ersten Hören nicht. Permanent gibt es Brüche, Krenek springt zwischen musikalischen Richtungen wie Jazz, Schlager oder eher volkstümlichen Klängen hin und her.
Lockere Szenenfolge passt zur Komposition
In diesen Tönen, die das Philharmonische Orchester unter der Leitung von Florian Ziemen glasklar umsetzt, spiegelt sich die Zerrissenheit der Gesellschaft. Auch die Sänger müssen sich dieser tönenden Brüchigkeit stellen, und das Ensemble hat sich am Premierenabend glänzend geschlagen. Musikalisch kann man von einer vielseitigen Herausforderung sprechen, gerade auch für Kennerohren. Doch trotz dieser immensen Vielfalt kommt Kreneks Musik wie aus einem Guss daher, geht man vom übergeordneten Sujet rauer sozialer Vielfalt aus. Ein imposanter Ansatz, den Hollmann mit seiner Inszenierung gekonnt unterstützt.
Im Grunde genommen bringt er eine Szenenfolge auf die Bühne, die locker miteinander verbunden ist und eher holzschnittartig wirkt. Aber genau das ist höchst angemessen, denn es greift die fragmentarisch wirkende musikalische Brüchigkeit der Komposition auf, um im Verbund mit ihr soziale Vereinzelung und zwischenmenschliche Kälte nach dem Ersten Weltkrieg auch dramaturgisch zu realisieren. Ein gelungener Ansatz, der durch das grandiose Bühnenbild von Lukas Noll lebendig wird.
Keine leichte Unterhaltung
Noll hat die Bühne mit einem großen Bilderrahmen umgeben, der der Handlung Historizität zuschreibt. Famos: Der Vorhang ist an diesem Abend ein Bild der Stadt Wien, das im Bühnenrahmen befestigt ist. Neben dem zeitlichen wird so auch der örtliche Bezug wie im Vorbeigehen realisiert. Besonders gelungen ist allerdings das große Podest, das die Bühne in zwei Ebenen teilt. In dieses Podest sind kleine Sehschlitze eingelassen, die Assoziationen zu deutschen Stellungen im Atlantikwall im Zweiten Weltkrieg wecken.
Damit ist in das Bühnenbild, das einzelne Szenen mit wenigen Requisiten und Lichteinsatz räumlich realisiert, perspektivisch bereits die Katastrophe integriert, auf die diese Zwischenkriegsgesellschaft zuläuft. Die gesamte Inszenierung ist höchst anregend. Aber: Es gilt sich einzulassen auf ein sperriges Stück Musiktheater, das alles andere als leichte Unterhaltung ist.
Am Samstag hatte das erst 1990 uraufgeführte Musikdrama in einer Inszenierung von Professor Hans Hollmann, Gründungspräsident der Hessischen Theaterakademie, am Stadttheater Premiere. Am Ende gab es kräftigen Applaus für Hollmanns Version, die alles andere als bequem ist.
Aber Bequemlichkeit hätte auch nicht gepasst zu dieser Oper, die in ihrer Form die Zerrissenheit der Gesellschaft nach dem Ersten Weltkrieg einfängt und für den Zuhörer auch melodisch und damit emotional zugänglich macht.
Denn eingängig ist die Musik des Stücks so beim ersten Hören nicht. Permanent gibt es Brüche, Krenek springt zwischen musikalischen Richtungen wie Jazz, Schlager oder eher volkstümlichen Klängen hin und her.
Lockere Szenenfolge passt zur Komposition
In diesen Tönen, die das Philharmonische Orchester unter der Leitung von Florian Ziemen glasklar umsetzt, spiegelt sich die Zerrissenheit der Gesellschaft. Auch die Sänger müssen sich dieser tönenden Brüchigkeit stellen, und das Ensemble hat sich am Premierenabend glänzend geschlagen. Musikalisch kann man von einer vielseitigen Herausforderung sprechen, gerade auch für Kennerohren. Doch trotz dieser immensen Vielfalt kommt Kreneks Musik wie aus einem Guss daher, geht man vom übergeordneten Sujet rauer sozialer Vielfalt aus. Ein imposanter Ansatz, den Hollmann mit seiner Inszenierung gekonnt unterstützt.
Im Grunde genommen bringt er eine Szenenfolge auf die Bühne, die locker miteinander verbunden ist und eher holzschnittartig wirkt. Aber genau das ist höchst angemessen, denn es greift die fragmentarisch wirkende musikalische Brüchigkeit der Komposition auf, um im Verbund mit ihr soziale Vereinzelung und zwischenmenschliche Kälte nach dem Ersten Weltkrieg auch dramaturgisch zu realisieren. Ein gelungener Ansatz, der durch das grandiose Bühnenbild von Lukas Noll lebendig wird.
Keine leichte Unterhaltung
Noll hat die Bühne mit einem großen Bilderrahmen umgeben, der der Handlung Historizität zuschreibt. Famos: Der Vorhang ist an diesem Abend ein Bild der Stadt Wien, das im Bühnenrahmen befestigt ist. Neben dem zeitlichen wird so auch der örtliche Bezug wie im Vorbeigehen realisiert. Besonders gelungen ist allerdings das große Podest, das die Bühne in zwei Ebenen teilt. In dieses Podest sind kleine Sehschlitze eingelassen, die Assoziationen zu deutschen Stellungen im Atlantikwall im Zweiten Weltkrieg wecken.
Damit ist in das Bühnenbild, das einzelne Szenen mit wenigen Requisiten und Lichteinsatz räumlich realisiert, perspektivisch bereits die Katastrophe integriert, auf die diese Zwischenkriegsgesellschaft zuläuft. Die gesamte Inszenierung ist höchst anregend. Aber: Es gilt sich einzulassen auf ein sperriges Stück Musiktheater, das alles andere als leichte Unterhaltung ist.

Stephan Scholz