Tragische Liebe im alten Indien - Wetzlarer Neue Zeitung

07.02.2016

Wer die Inszenierungen des Jugendclub Tanz im Stadttheater erlebt hat, kennt das hohe Niveau und die überzeugenden Ideen der Produktionen. Choreographin Terrry Pedersen-Pfeifer versteht es, mit neuen und alten Mitgliedern eine Geschichte zu entwickeln, die voll Leidenschaft und Tanzlust fasziniert. Nun greift sie einen Klassiker auf: die melodramatische Liebesgeschichte der Tempeltänzerin Nikiya (Theresa Gehring) und des Kriegers Solor (Simon Brombach). Ihre heimliche Liebe wird durch Eifersucht, Intrigen und Verrat zu Grunde gerichtet. Nur im Schattenreich finden sich die tragischen Liebenden wieder. Ein altes Märchen, doch das „sagenhafte altertümliche Indien“ (Programm) wird durch vehemente musikalische Zitate in unsere Zeit transportiert. Die Indische Gesellschaft lebt sich im Twist aus und der Song „Walking the Dog“ zitiert die „ Rolling Stones“. Eine vertiefende Inhaltsangabe könnte das Verständnis erweitern, doch die intensive Körpersprache des Ensembles übersetzt die Kontroversen Gefühle eindrucksvoll. Das schöne Bild zeigt die Vision Solors im Königreich der Schatten. 16 weiß gekleidete Mädchen bewegen sich traumhaft-betörend und geben der Tragödie eine poetisch-harmonische Farbe.

Peter Merck, 10.02.2016, Wetzlarer Neue Zeitung