KINDERTHEATER Erfolgreiche Premiere von "Die Biene im Kopf" auf der Studiobühne taT
Level 1: "Alles beginnt ganz harmlos. Die Sonne geht auf. Dann hast du plötzlich Flügel." So beginnt "Die Biene im Kopf", das erste Kinderstück des bekannten Dramatikers Roland Schimmelpfennig. Das Stück für Zuschauer ab acht Jahren erzählt die Geschichte eines vernachlässigten Kindes, das sich mit seiner Fantasie eine eigene Videowelt erträumt und damit auch mit seiner Lebenswirklichkeit besser klarkommt. Drei Figuren, gespielt von Lotta Hackbeil, Stephan Hirschpointner und Maximilian Schmidt, erwecken die actionreiche Computergeschichte auf der taT-Studiobühne zum Leben.
Und das mit echter Power und Schauspielkunst, so dass sogar die anwesenden Schulkinder gut 50 Minuten lang' gebannt lauschten. Für die spannende Inszenierung konnten sie Regisseurin Suse Pfister applaudieren. Das coole Bühnenbild, eine gelungene Mischung aus Plattenbausiedlung, Abenteuerspielplatz und Street Art, hatte sich ebenso wie die witzigen Kostüme Denise Schneider einfallen lassen.
Nach Level 1 folgt Level 2 - und für die "Heldin" und ihre Freunde, gibt es immer schwierigere Aufgaben zu bewältigen. Das schaffen die drei im schwarz-gelben Bienenkostüm mit einigen pfiffigen Ideen. Sie bewegen sich schnell im Kreis, bis sie glauben, fliegen zu können, Sie blicken auf Straßen und Dächer herab, tanzen und singen und stellen sich zum Schluss sogar vor, in eine Blüte kriechen zu können. "Wir sind unbesiegbar" singen die Spielfiguren und diese Zuversicht wird ihnen weiterhelfen.
Denn das wirkliche Leben des Kindes sieht nicht so toll aus. Der Vater ist neben sechs leeren Bierflaschen am Küchentisch eingeschlafen, die Mutter liegt noch im Bett. Die ganze Wohnung ist zugequalmt, und zu essen gibt es nach Schulschluss auch nichts. Ach ja, die Schule, da ist es nicht viel besser. Wer zu spät und ohne Schultasche kommt, für den gibt es nicht viel zu lachen. Dann folgt der gefährliche Heimweg, im Spiel ist bereits Level 4 erreicht. Im Programmflyer ist zu lesen: "Wappne dich mit Tüllrock, Ventilator und Bauchpanzer für den Kampf". Einen Versuch ist es zumindest wert, wenn der Alltag grau und trist ist.
Regisseurin Suse Pfister ist in Gießen keine Unbekannte: Nach ihrem Bachelorstudium Theater in Bayreuth arbeitete sie als Regieassistentin am Stadttheater Gießen. Von 2012 bis 2015 studierte sie Angewandte Theaterwissenschaften an der Universität Gießen. In der aktuellen Spielzeit setzt Pfister die szenische Lesung "Rose und Walsh" sowie das Kinderstück "Angstmän" auf der taT-Studiobühne um.
Weitere Aufführungen: 29. Oktober und 5. November, jeweils 11 Uhr.
Ulla Hahn-Grimm, 27.10.2017, Gießener Anzeiger