KINDERTHEATER Preisgekröntes Stück "Himmel und Hände" auf der taT-Studiobühne
Vom A und vom O, vom Anfang und vom Ende, vom Himmel und der Erde: Volles Haus in der Studiobühne taT, als jetzt das erste Kinderstück dieser Spielzeit Premiere hatte. Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren nahmen genüsslich auf den ausgelegten Polstern Platz. Alle da, es kann losgehen.
"Himmel und Hände", das prämierte Kinderstück von Carsten Brandau, ist die Geschichte einer Freundschaft. A und O besuchen gemeinsam den Kindergarten. Sie sprechen über den Himmel, die Sonne und die Welt, erkunden gemeinsam die Umgebung, sind beste Freunde. Dabei sind sie ganz unterschiedlich: A (Pascal Thomas) ist ein ernsthafter Junge, der viel über das Leben nachdenkt: "Es gibt die Welt, die Erde und den Himmel ... und einen leuchtenden Stern." O (Anne-Elise Minetti) bleibt lieber mit beiden Beinen auf der Erde und macht es sich im Sandkasten gemütlich. Obwohl die Kinder unzertrennlich erscheinen, heißt es mit Schulbeginn Abschied nehmen. Eine berührende Geschichte, von den beiden Schauspielern mit viel Einfühlungsvermögen dargestellt.
In minimalistischen Bildern erzählt Regisseur Lukas Goldbach, selbst Schauspieler am Stadttheater Gießen, diese Geschichte der ungleichen Freunde. Eine leere Bühne, blaues Licht, einige Bahnen grober Leinenstoff, das genügt. Bühne und Kostüme hat Alexej Paryla entwickelt. Der Stoff, das ist der Sandkasten, die Schule, die Welt. Und hier entwickeln die Kinder ihre philosophisch grundierten Gedankengänge. "Auf jedes Ende folgt ein neuer Anfang", da sind die Kinder gewiss. So wie die Sonne, die am Morgen aufgeht, am Abend untergeht und am nächsten Morgen wieder aufgeht. Für die Kleinsten im Publikum ist das manchmal etwas schwer zu verstehen, doch als Ausgleich für die Sprachspiele sind aus nächster Nähe Rangeleien und ein Rutsch in eine tiefe Höhle zu beobachten.
Die Jury des Mühlheimer Kinder-Stücke-Preises würdigte das Siegerstück für seine "spielerische und schöpferische Kraft ebenso wie die Präzision und Reduktion von Brandaus Sprache". Es sei "reich und komplex und lasse Raum für Assoziationen und unterschiedliche Deutungen", sei für Kinder wie Erwachsene gleichermaßen berührend und verfüge über "Situationskomik und Sprachwitz".
Diese Beurteilung kann man auf alle Fälle unterschreiben. Ein Stück, das zugleich so emotional und witzig daherkommt, findet man nicht alle Tage. So machten die Kinder am Ende kräftig davon Gebrauch, einmal laut in die Hände klatschen zu dürfen.
Ulla Hahn-Grimm, 06.10.2017, Gießener Anzeiger