Normalerweise sieht man beim einem Hörspiel nicht, man hört nur das Ergebnis. Wie ein Live-Hörspiel unsere Hör- und Sehgewohnheiten verändert, hat hr2-Kritikerin Ursula May ausprobiert.
Nach "Solaris" bringt der renommierte Hörspiel-Regisseur Milan Pešl in Gießen ein neues Live-Hörspiel auf die Bühne. Ein Paar verirrt sich auf der Heimreise. Clemens und Agnes sind auf der Rückreise von Holland - und nähern sich einem kleinen Ort, den Agnes allzu gut kennt. Sie war als Kind dort auf einem Internat und sie will unter keinen Umständen zu diesem Ort zurück. Clemens ignoriert all ihre Bedenken und drängt darauf, in dem mittlerweile zum Hotel für esoterische Fortbildungen umgebauten Internat zu übernachten.
Geräusche mit klassischen und digitalen Mitteln
Die fünf Sprecher sieht man auf der Bühne am Tisch ihren Text vom Blatt ablesen. Die Geräuschemacherin Suse Pfister, die sonst auch als Regisseurin arbeitet und an Cross-over Projekten beteiligt ist, arbeitet hier ganz klassisch mit einer Kiste Kies, einem alten Telefon aus den 70er Jahren, einer Wasserschüssel - aber auch mit dem Computer, der dann Türen knarren läßt und andere Effekte erzeugt. Eine interessante Mischung aus traditionellen und digitalen Mitteln.
Fazit
45 von 70 Minuten lang ist dieses Hörspiel in Gießen wirklich spannend. Man wird richtig eingestimmt auf den Horror, der da jetzt passieren wird - aber im Finale bricht das ziemlich zusammen. Interessant war diese Inszenierung dennoch - als ein Live-Hörspiel. Über Kopfhörer hören die Zuschauer den Live-Mix und sehen zugleich, was auf der Bühne stattfindet. Sehr beeindruckend!
Ursula May, 08.01.2018, hr2-kultur