FAMILIENKONZERT - Philharmonisches Orchester spielt "Bilder einer Ausstellung" von Modest Mussorgski im Stadttheater
Was für ein wundervoller Spaziergang durch das Reich der Musik und der Malerei: Das Philharmonische Orchester unter Leitung von Martin Spahr spielte am Sonntagmorgen "Bilder einer Ausstellung" von Modest Mussorgski. Als Moderator unterhielt Martin Gärtner die jungen und älteren Besucher wieder aufs Beste und verstand es zugleich, eine Vielzahl von Informationen zu vermitteln.
Hinter dem Orchester waren großformatige Bilder zu bewundern, Originalgemälde aus dem 19. Jahrhundert, aber auch Fotos und vor allem Malerei von Schülern aus Gießen und dem Umland. Beteiligt waren die Werner von Siemens-Schule, die Liebigschule, die Herderschule, die Europaschule Gladenbach und die Martin-Buber-Schule. Die Arbeiten der Schüler sind auch noch im Foyer des 2. Ranges zu besichtigen.
Martin Gärtner stellte das Klavierwerk von Modest Mussorgski neben die Orchesterfassung von Maurice Ravel. Während Mussorgski beispielsweise für das erste Bild "Der Gnom" kraftvolle Akkorde gewählt hatte, überwiegt bei Ravel eine mystische Stimmung, die noch durch das Spiel auf der Celesta verstärkt wird. Auch diesmal verrät Martin Gärtner wieder interessante Einzelheiten zu Komposition und
Instrumenten: Die Celesta zum Beispiel hat einen reinen Klang wie ein Glockenspiel, sieht aber aus wie ein Klavier.
Nach einer kleinen musikalischen Promenade geht es zu dem Bild "Das alte Schloss". Hier hatten die Schüler der Werner von Siemens-Schule Gelegenheit, die drohenden Klänge in bedrohliche Bilder umzusetzen. Im Hintergrund ist ein Troubadour in Gestalt eines Saxophons zu hören.
Das folgende Stück "Die Tuilerien" ist durch ein Gemälde von Edouard Manet bebildert. Es folgt "Der Ochsenkarren", hier sind Schüler der Liebigschule mit ihren Malkünsten an der Reihe. Eindrucksvolle Bilder zu einer eindrucksvollen Komposition, die sich gut ergänzen. Turbulent in Klang und Bild wird es beim folgenden Stück mit dem schwierigen Titel: "Ballett der unausgeschlüpften Küken in ihren Eierschalen". Hier durften unter Anleitung von Gärtner Erwachsene und Kinder einmal kräftig mitgackern.
So setzt sich der bebilderte musikalische Reigen fort bis zum bombastischen Schlussstück: "Das große Tor von Kiew", in dem das Orchester mit der Wucht seiner Bläser und Streicher das Publikum geradezu überwältigte. Dieser Eindruck wurde von Schülern der Martin-Buber-Schule mit bemerkenswerten Arbeiten in Seidenmalerei wiedergegeben.
Verdienter Applaus am Ende für das Orchester und seinen Dirigenten Martin Spahr, die den Farbenreichtum dieser romantischen Komposition sensibel und treffend zum Ausdruck gebracht hatten.
Am heutigen Montag ist um 9.30 und um 11 Uhr das multimediale Ereignis noch zweimal in Schülervorstellungen zu erleben. Eine hochkarätige Musikshow, die nicht nur für Schüler, sondern auch bestens für das gesamte Theaterpublikum geeignet wäre.
Ulla Hahn-Grimm, 04.06.2018, Gießener Anzeiger