Schon beim Betreten werden die Besucher von seltsam schwankenden Gestalten empfangen. Die Tänzer weichen den Besuchern nicht wirklich aus, biegen sich hin und her, bevor sie sich auf der Bühne sammeln – schwankend wie Halme unter Wasser. Eine Stimme aus dem Off erzählt von Forschung und Utopie, Wissenschaft und Schriftstellerei. Und gibt die Basis dieses hochästhetischen Tanzabend, der mit „Waves“ übertitelt ist. Es ist eine Fortsetzung von „Gravitas“, das Ballettdirektor Tarek Assam 2016 auf die Bühne brachte. Premiere war Donnerstag auf der Studiobühne taT im Rahmen des Festivals TanzArt ostwest. Für die 3-D-Videoinstallation sorgt Lieve Vanderschaeve, für Bühne und Kostüme Michele Lorenzini. Das Bühnenbild: zwei über Eck stehende Wände, die als Projektionsfläche dienen. Neu sind die davor gestellten Lamellen aus Holz, die im Relief Wellenbewegungen simulieren. Die Kostüme sind weiß und wirken bei Schwarzlicht magisch. Das 3-D-Video zeigt weniger Grafikraster, dafür viele Wellenformen: Ozeanwellen mit schwimmendem Kind, elektromagnetische. Diese visuellen Elemente werden von den Tanzenden teilweise aufgegriffen, jedenfalls kommen Schwimmbewegungen häufiger vor, auch das von Astronauten bekannte Herumkugeln in der Schwerelosigkeit wird nachgeahmt. Textzitate von Wissenschaftlern erscheinen in der Projektion, SF-Autoren werden aufgezählt. Die Musik reicht von Straßengeräuschen über elektronisches Wummern bis zu Klaviermelodien.
Dagmar Klein, 23.05.2018, Wetzlarer Neue Zeitung