Eineinhalb Stunden intensives Theater, eineinhalb Stunden poetische und melancholische Reise zweier Jugendlichen zu sich selbst, wobei "Erwachsenwerden" und "Erwachenwerden" durchaus synonym zu verstehen sind.
Regisseur Abdul M. Kunze hat mit Pascal Thomas und Vincenz Türpe im Bühnenbild von Bernhard Niechotz nicht nur für Jugendliche, sondern auch für Erwachsene eine nachvollziehbare Story entwickelt.
Sympathisches Duo unterwegs
Seine Fassung des enorm erfolgreichen Jugendromans von Wolfgang Herrndorf in der Beabeitung von Robert Koall hat Pfiff, lebt von der Empathie der quicken Schauspieler und ihrem rasanten Spiel. Die beiden 27-jährigen verkörpern äußerst glaubhaft Leiden, Lust und Leere von Teenagern, die trotz sozialer Gegensätze zueinander finden und sich in abenteuerlichen Fahrten im geklauten PKW durchs Land und durch ihr Leben schaukeln.
Thomas und Türpe sind ein vehementes Team, das durch Körpersprache und Sprechweise immer wieder für szenische Abwechslung sorgt. Verblüffend, wie Türpe dem Deutschrussen eine typische Sprachfärbung verleiht, die ihn trotz ihrer Dumpfheit immer wieder sympathisch wirken lässt.
Das Duo ist im wahrsten Sinn des Wortes immer unterwegs auf der Bühne und im Zuschauerraum. Die beiden Schauspieler verwandeln sich im Nu in imaginierte Randfiguren. Handpuppen wie im Musical "Avenue Q" fördern die Komik des Abends, zuweilen ein wenig zuviel.
Lichtwechsel und musikalische Einsprengsel (Masae Nomura) schaffen Atmosphäre. Ein gekonnt gegrölter Song der "Toten Hosen" erheitert das begeisterte Publikum, verwischt jedoch nicht die im Buch und im Stück angerissene Thematik der Lebensangst der Jugendlichen.
Peter Merck, 24.01.2014, Wetzlarer Neue Zeitung