Eine anregende musikalische Reise durch diverse Epochen bot das Duo »Himmel und Erde« auf Posaune und Harfe beim dritten Kammerkonzert am Sonntag im Theaterfoyer. Dramaturgisch geschickt zusammengestellt, vermochte das vielfältige Programm bis zum Schluss in den Bann zu ziehen. Schon allein die recht ungewöhnliche Instrumentenkombination barg besonderen Reiz; mit Kurt Förster, dem langjährigen Soloposaunisten des Philharmonischen Orchesters, und der mit dem Franz-Josef-Reinl-Preis ausgezeichneten Harfenistin Hye-Jin Kang agierten versierte, vorzüglich aufeinander eingespielte Musiker.
Subtil traf das Duo in Giovanni Martino Cesares Komposition »La Hieronyma« die Schwermut. Förster intonierte die Melodie überaus nuanciert, Kang sorgte für klanglich dezente akkordische Begleitung. Genauso einfühlsam trug das Duo Girolamo Frescobaldis »Canzone per basso solo« Nr. 5 vor, vermittelte wieder inspiriert die vielschichtige barocke Tonsprache, unterstrich dabei den kontrastreichen Bewegungscharakter.
Einen weiten Sprung ins späte 19. Jahrhundert machten Förster und Kang mit Claude Debussys impressionistischem Suitensatz »En bateau« und bewiesen hier wieder große Stilsicherheit.
Mysteriös und intensiv
Solistisch brillierte die Harfenistin unter anderem in Gabriel Faurés »Impromptu« op. 86 mit ihrer schattierungsreichen, dynamisch fein ausgeloteten Interpretation; makellos gelangen ihr die virtuosen Arpeggien. Welch sensible Künstlerin zu erleben war, zeigte sich auch bei Alphonse Hasselmans »Source pour la harpe« op. 44.
Stefan Malzews »Drei tierische Miniaturen Funimals« für Tenorposaune gaben Förster Gelegenheit, seine humorvolle Seite zu demonstrieren. Mysteriös und zurückhaltend trat die Musik durch Dämpfereinsatz in »The Crocodiles Miles Blues« an die Hörer heran. Von erfrischender Vitalität war demgegenüber »The Turbo Monkeyfox«.
Animierende Akzente setzten auch John Glenesk Mortimers »Hebridean sketches«, weckten überdies ausgiebig szenische Assoziationen. Einen emotionalen Höhepunkt markierte die berühmte »Méditation« aus Jules Massenets Oper »Thais«.
In eine raffinierte moderne Sphäre führte Sergiu Natras Komposition »Ancient walls«. Die Posaunenphrasen erinnerten darin an eine in unterschiedlichen Varianten wiederholte Frage. Staunen ließ als Überraschungsstück die Romanze von Steffen Burkhardt: Förster hatte dafür eigens ein Alphorn mitgebracht und zauberte gemeinsam mit Kang beschauliche Stimmung in den Saal.
Das i-Tüpfelchen in dem hervorragenden Konzert bildeten die zum Dahinschmelzen atmosphärisch intensiv gemeisterten Kompositionen »Ave maria« und »Libertango« von Astor Piazzolla. Für den kräftigen Beifall dankte das Duo »Himmel und Erde« mit dem Schwanenporträt aus Camille Saint-Saëns‹ Suite »Karneval der Tiere« als Zugabe.
Sascha Jouini, 22.04.2018, Gießener Allgemeine Zeitung