Der Jugendclub Tanz des Stadttheaters interpretiert Shakespeares »Sturm«. Es ist immer wieder erstaunlich, was Terrry Pedersen-Pfeiffer aus den Jugendlichen herausholt.
Der Sturm zählt zu den weniger gespielten Dramen von William Shakespeare. Es ist wie so oft zwischen Macht und Magie, Liebe und Rache angesiedelt. Nun hat sich Tanzpädagogin Terry Pedersen-Pfeiffer dieses Stücks angenommen, um es mit dem Jugendclub Tanz des Stadttheaters in ihrer 14. Produktion auf die Bühne zu bringen. Dafür hat sie die komplizierte Erzählung samt Personenverflechtungen auf das Wesentliche konzentriert. So lassen sich die Tanzszenen über die Anschauung verstehen, ohne dass man das Stück im Einzelnen kennen muss.
Die Kostüme sind mit einfachen Mitteln selbst erstellt und schnell überzustreifen, müssen doch die meisten Akteure in mehrere Rollen schlüpfen. Die Musik ist wieder eine Zusammenstellung aus klassischen Musikstücken und Rockpop-Songs. Leitmotivisch für deren Auswahl ist die Atmosphäre, die über Musik ausgedrückt wird, etwa getragen-romantisch für Liebesszenen und rhythmisch-hart für die schwarz gekleideten Harpyien, die Rachegeister mit der Schnabelmaske. Die Tanzstile reichen vom klassischen Ballett über Modern Jazz bis zum Freestyle.
Das Stück ist eine erstaunliche Teamleistung, dennoch gibt es einige Hauptfiguren. Im Zentrum steht der entmachtete Herzog und Zauberer Prospero, der mit seiner Tochter Miranda fliehen kann und auf einer magischen Insel landet. Hermann Kron gibt den Prospero mit eindringlichen Blicken und Gesten, Miriam Schaaf seine unschuldige Tochter, die der Vater ständig schützen will und dadurch von allem Leben abschneidet. Bis sie sich in den schiffbrüchigen Ferdinand verliebt; Antonio Maluka zählt zwar nicht zu den geübten Balletttänzern der Gruppe, evoziert aber mit seinen permanenten Liegestützen, die er aufgrund des Zauberbanns durchziehen muss, glucksendes Lachen beim Publikum.
Glenn Buchholtz gehört zu den langjährigen Mitgliedern, er ist eine verlässliche Größe, was Tanz und Ausdruckskraft angeht. Hier spielt er den verwilderten Caliban, der mit dem Luftgeist Ariel, elegant getanzt von Jelena Müller, zu Prosperos Diener gemacht wurde. Ein wunderbar witziges und tänzerisch einfallsreiches Trio bildet Buchholtz mit den beiden Matrosen-Darstellerinnen Trinculo (Katharina Huber) und Stefano (Theresa Gehring). Am Ende wird Hochzeit gefeiert, alle sind fröhlich und Prospero entsagt der Zauberei, indem er seinen magischen Umhang ablegt. Und schon sind die bösen Geister wieder aktiv: eine Never-Ending-Story sozusagen. Weitere Beteiligte sind: Emma Bepler, Myriel Bischoff, Theresa Gehring, Emma Herrmann, Rabea Hirschmann, Marisa Lenz, Christina Mantzelas, Anne Lotte Schneider, Anastasia Steinborn, Sandra Thiessen, Lilian Waldmüller, Jawed Daulatzai, Malik Salih.
Dagmar Klein, 26.01.2018, Gießener Allgemeine Zeitung