URAUFFÜHRUNG Musiktheater BABbEL kommt bei Grundschulkindern gut an
Diese Aufführung kam bei den kleinen Besuchern richtig gut an: "BABbel", das Musiktheaterstück von Paula Fünfeck für Kinder und Jugendliche, konnte mit einprägsamer Musik, tollen Darstellern und vielen Effekten punkten. Rund eine Stunde dauerte das Musikspektakel mit Marie Seidler als Sängerin auf der Studiobühne taT, die Grundschulkinder klatschten zum Schluss eifrig in die Hände.
Der Turmbau zu Babel ist eine bekannte Überlieferung aus dem Alten Testament. Wenn auch schon Jahrtausende alt, so ist die Geschichte doch immer noch höchst aktuell. Die Inszenierung auf der taT-Studiobühne möchte mit Sprachwitz und Musik vor allem bei Kindern Lust auf Musiktheater wecken. Der Plan scheint gelungen: Mit großen Augen verfolgten die Kinder aufmerksam das Geschehen auf der Bühne und hörten sich mit Interesse auch kleine Arien und Rezitative an. Weitere Akteure: Regie Oliver Pauli, Bühne und Kostüme Thomas Döll, Musikalische Leitung Martin Spahr, Posaune (Alexander Kowalsky / Andreas Jamin) und Schlaginstrumente wie Trommel und Xylophon (Yuka Ohta / Marcel Sartor).
Ein ganz poetischer Beginn: Der König will nach den Sternen greifen, dafür müsste er aber näher an die Himmelskörper heranrücken. So plant er den Bau eines hohen Turmes, doch dabei nimmt er keine Rücksicht auf die Tiere seines Landes: die Frösche, das Teichhuhn und die große Euphrat-Schildkröte. Alle müssen ihren matschigen Sumpf verlassen, um Platz für das riesige Bauwerk zu schaffen.
Mit der Uraufführung dieser kleinen Kinderoper stellt sich Oliver Pauli, der seit dieser Spielzeit am Stadttheater ist, erstmalig als Regisseur vor. Und er hat jede Menge pfiffige Ideen: So müssen die kleinen Zuschauer von Anfang an mithelfen, den Turm zu errichten. Mit Matschen, Singen und Babbeln, woran sich alle nach anfänglichem Zögern auch mit Begeisterung beteiligen.
Acht verschiedene Rollen
Das Bühnenbild von Thomas Döll lässt Raum für die eigene Phantasie, denn zu sehen ist nicht viel mehr als ein gestrandetes Boot, ein Sandkasten und ein paar Schilfhalme. Doch hier lässt sich bestens agieren, und außerdem prunken im Hintergrund auch noch die Musiker mit ihren großen Instrumenten.
Marie Seidler, Sängerin am Stadttheater, spricht, singt und schlüpft in gleich acht verschiedene Rollen - von der Erzählerin über einen empörten Ziegelstein, ein aufgeregtes Teichhuhn bis zum erzürnten Gottvater persönlich. Die vielen Tiere spielt sie ganz einfach mit ihren Füßen, die sie nur in verschiedene Socken steckt. Eine große Künstlerin, denn singen, tanzen und gestikulieren gleichzeitig ist gewiss nicht jedermanns Sache, und Marie Seidler füllt ihre Rolle zu hundert Prozent aus. Genial zum Beispiel das Duett der Frösche, in dem die Tiere von ihrer Heimat im Flussbett Abschied nehmen oder auch das Finale, wenn alle Figuren auf der Bühne plötzlich in einer anderen Sprache reden. Doch die Autorin will ein versöhnliches Ende und so zieht die Erzählerin am Ende das Fazit: Es gibt eine Sprache auf der Welt, die alle verstehen, und das ist die Musik.
Ulla Hahn-Grimm, 12.01.2018, Gießener Anzeiger