„Der Sturm“: Produktion des Jugendclubs Tanz des Stadttheaters / Von klassischen Choreographien bis zu Modern Dance
Eine stürmische See, ein stürmischer und turbulenter Tanzabend mit 20 jungen Leuten, die sich mit großem Eifer der tänzerischen Herausforderung hingaben. Die mittlerweile 14. Produktion des Jugendclubs Tanz des Stadttheaters mit dem Titel „Der Sturm“ nach William Shakespeare feierte am Donnerstagabend in der Studiobühne taT seine Premiere. Mit begeistertem Applaus belohnt wurde das Ensemble von einem zumeist jugendlichen Publikum, das sich die neue Produktion von Terry Perdersen Pfeiffer nicht entgehen lassen wollte.
Also: Herzog Prospero, der zugleich ein großer Magier ist, wird vom Thron gestürzt und mit seiner Tochter Miranda aufs Meer hinausgetrieben. Auf einer verzauberten Insel angekommen, macht er sich den Luftgeist Ariel und den verwilderten Caliban zu seinen Dienern. So heißt es bei Shakespeare. Mithilfe seines magischen Dieners beschwört Prospero einen Sturm herauf, um seine Feinde auf die Insel zu locken und sich an ihnen zu rächen und um seine Tochter mit Prinz Ferdinand zu verkuppeln. Die Ausführung des Plans ist zauberhaft und lässt viele tänzerische Finessen zu: Mit vielen magischen Tricks entfesselt Prospero ein ausgeklügeltes Illusionsspiel und entgeht dabei souverän den Attacken bösartiger Schiffbrüchiger und grausiger Ungeheuer …
Choreographin Terry Pedersen Pfeiffer lässt den jugendlichen Tänzern den Freiraum, diese Geschichte um Liebe, Rache und Magie selbst zu gestalten. In der knapp 70-minütigen Produktion ist eine klare Entwicklung zu erleben von klassischem Tanz mit individuellen Einzelleistungen bis hin zu Modern Dance und Disco-Shows. Und mit dem choreographischen Entwurf ändert sich natürlich auch die Musik: Was mit Klängen aus Renaissance und Klassik begonnen hatte, sollte gegen Ende in den emotionalen Klängen bekannter Rock- und Popstücke enden.
Ein paar Szenen- und Kostümwechsel weniger wären insgesamt für die Choreographie mehr gewesen. So präsentierte sich das Stück zuweilen als Aneinanderreihung von Einzelszenen mit individuellen Tanzdarbietungen. Dieser Eindruck wurde durch den Zwischenapplaus des Publikums noch verstärkt. Klar, dass alle ihre Begeisterung zeigen wollen, aber es ist ja auch spannend, wie es in Shakespeares chaotischem Traum-Stück weitergeht.
Ohne Frage: Die jungen Tänzerinnen und Tänzer haben sich mit ihrer Begeisterungsfähigkeit, mit ihrer Beweglichkeit und ihrem Temperament ein dickes Lob verdienst. Deutlich zu spüren, dass die meisten der Beteiligten bei diesem Stück nicht zum ersten Mal auf der Bühne stehen, sondern sich schon einige Erfahrungen in Sachen Tanz erarbeitet haben. Durch geradezu professionelles Auftreten in großen Rollen waren Prospero (Hermann Kron), Miranda (Miriam Schaaf), der Wassergeist Ariel (Jelena Müller) sowie Caliban (Glenn Buchholtz) und Sycorax (Theresa Gehring) zu erleben. Der Jugendclub Tanz hat selbst für die Ausstattung und Musik gesorgt, die den quirligen und emotionalen Rahmen für das Tanzgeschehen bildeten.
Weitere Mitwirkende: Emma Herrmann, Antonio Maluka, Myriel Bischoff, Katharina Huber, Emma Bepler, Theresa Gehring, Rabea Hirschmann, Marisa Lenz, Christina Mantzelas, Anna Lotte Schneider, Anastasie Steinborn, Sandra Thiessen, Lilian Waldmüller, Jawed Daulatzai, Malik Salih.
Ulla Hahn-Grimm, 27.01.2018, Gießener Anzeiger