Absolventen der Musikhochschule spielen gefühlvolles Examenskonzert
Eine künstlerische Visitenkarte gaben Absolventen der Frankfurter Musikhochschule am Mittwoch beim Examenskonzert in der Uni-Aula ab. Anspruchsvolle Vokalwerke umrahmten ein nicht minder schwierig zu interpretierendes Harfenkonzert. Wie gewohnt begleiteten die Solisten das Philharmonische Orchester unter Leitung von Martin Spahr.
Johannes Brahms komponierte seine »Vier ernsten Gesänge« op. 121 1896 auf Bibeltexte. Im Zentrum steht die Todesthematik. Bedrückende Schwermut erfüllte den Saal beim Eingangslied »Denn es gehet dem Menschen wie dem Vieh« in der einfühlsamen Darbietung des Bassbaritons Yongmin Hong auf dem vorzüglich unterstützenden Orchesterfundament. Gut eingefangen schienen die Bewegungsverdichtung und Spannungssteigerung im Mittelteil. Ebenso ergreifend interpretierte Hong den zweiten Gesang »Ich wandte mich, und sahe« mit seiner lyrischen, klanglich anmutigen Stimme. Im dritten Lied steuerte die beklemmende Bitterkeit auf einen Höhepunkt zu, um in der letzten Nummer Zuversicht zu weichen.
In ganz andere Gefilde führte Harfenistin Solenn Grand mit Reinhold Glières Konzert Es-Dur op. 74. Schattierungsreiche Harfenarpeggien über dem stimmungsvollen Orchesterpart faszinierten im Allegro-Kopfsatz. Souverän dirigiert von Martin Spahr, klappte die Interaktion zwischen Grand und dem Ensemble reibungslos. Im Ganzen verband die Musik raffiniert virtuose mit beschaulichen Momenten und erwärmte durch puren Wohlklang das Gemüt. Besonders gefordert war der lyrische Feinsinn der Solistin im friedvollen Variationssatz. Das animierend quirlige »Allegro giocoso«-Finale sorgte für das i-Tüpfelchen.
Klassische Akzente setzte danach Sopranistin Ye Eun Choi bei Wolfgang Amadeus Mozarts Arie »Alma grande e nobil core«. Zu bezaubern vermochte ihr edel schillerndes Timbre, zudem artikulierte sie natürlich und achtete auf deutliche Aussprache. Choi traf gekonnt die energischen Züge, hatte dabei keine Mühe, sich gegenüber dem recht kraftvoll spielenden Orchester durchzusetzen.
Ihr differenzierter, detailreicher Vortrag gefiel ebenso bei der Arie »Regnava nel silenzio« aus Gaetano Donizettis Oper »Lucia di Lammermoor«; makellos ihr geschmeidiger Sopran. Alle drei Examenskandidaten erhielten herzlichen Beifall.
Sascha Jouini, 20.05.2019, Gießener Allgemeine Zeitung