Neues Familienkonzert widmet sich der Musik Gioachino Rossinis und einem besonderen Instrument / Premiere am Sonntag
Es gibt sehr wenige Menschen, die mit einem ganz besonderen Talent gesegnet sind. Und es gibt noch viel weniger Menschen, die zwei solcher Talente in sich vereinen. Zu dieser raren Spezies zählte der Italiener Gioachino Rossini (1792 – 1868), der einige unsterbliche Opernklassiker schuf und sich in seiner zweiten Lebenshälfte als Koch hervortat, was zu zahlreichen Rezepten „à la Rossini“ führte. Die Protagonisten des nächsten Familienkonzerts im Gießener Stadttheater bringen beides zusammen. Denn dann lädt Pizzabäcker Rossini (gespielt von Hausbariton Tomi Wendt) in sein Restaurant ein. Vier Hornisten lassen sich nicht lange bitten und nehmen an seiner karierten Tischdecke Platz. Das Stück mit dem Titel „Wie Rossini den Waldhörnern das Singen beibrachte“ feiert am Sonntag, 24. März, um 11 Uhr Premiere im Großen Haus und richtet sich an alle Zuschauer ab acht Jahren – oder auch darunter.
Die vier Hornisten des Philharmonischen Orchesters Gießen, Victor Lozano Mariano, Alvaro Artuñedo Garcia, Berthold Cremer und Martin Gericks taten sich für dieses Projekt zusammen und schufen eine Mischung aus Musik und Moderation, aus Witz und Unterhaltung, die sich an alte Theaterhasen wie Klassiklaien gleichermaßen richtet – vor allem aber an die Kinder. Es ist ein Programm, wie es so noch nicht zu sehen war, verspricht Gericks, der seit zweieinhalb Jahren zum Gießener Orchester gehört.
Gemeinsam mit seinen Mitstreitern wird er dem Pizzabäcker, einem Nachfahren des Komponisten Rossini – sowie dem Publikum alles über sein Instrument verraten. Dabei wird der Wald akustisch zum Leben erweckt und Musik des italienischen Operngenies erklingen. Die Instrumentalisten verraten, wie ihr „aufgewickeltes Rohr“ funktioniert, aber auch, wie schön ein Gartenschlauch oder eine Gießkanne klingen kann – wenn sich das passende Mundstück dafür findet.
„Wir sind eine Gruppe, die sich menschlich gut versteht“, erklärt Berthold Cremer, der seit 34 Jahren in Gießen engagiert ist, und im Orchester mit Gericks und den beiden seit anderthalb Jahren am Stadttheater engagierten Spaniern Mariano und Garcia auf drei junge, engagierte Neuzugänge traf, die gerne einige gemeinsame Extraschichten einlegten. So sammelten sie für das Stück Ideen, schufen die Arrangements zu Rossinis Musik und ließen sich von Regisseur Oliver Pauli die passenden Texte schreiben und von Dramaturgin Masae Nomura beraten. Für das Ergebnis der intensiven Probenarbeit wechseln sie nun die Plätze und rücken aus dem für das Publikum weitgehend unsichtbaren Orchestergraben für etwa 50 kurzweilige Minuten ins Bühnenlicht, was für alle vier eine ganz neue Erfahrung sein wird.
Doch warum ausgerechnet dieses Blasinstrument? „Der Klang ist runder, wärmer, inniger als der von Posaune oder Trompete“, schwärmt Martin Gericks. Und mehr noch: Ihr goldglänzendes Instrument sei die „Seele des Orchesters – ein Zitat von Robert Schumann“, lacht Alvaro Artuñedo Garcia. „Das Horn formt denjenigen, der es spielt“, sagt Gericks. Auch darüber wird bei der musikalischen Klangreise im Stadttheater vielleicht einiges zu erfahren sein. Wer nun Appetit bekommen hat, kann den Gaumen weiter kitzeln. Ein kurzer Film auf der Facebook-Seite des Stadttheaters gibt Einblicke vom Besuch der vier Hornisten in Rossinis Pizzabäckerei.
Das Familienkonzert für Zuschauer ab acht Jahren feiert am Sonntag, 24. März, um 11 Uhr im Großen Haus des Stadttheaters Premiere.
Björn Gauges, 21.03.2019, Gießener Anzeiger