Fünftes Sinfoniekonzert im Stadttheater mit Gastdirigent Rubén Dubrovsky und Werken von Haydn und Mozart
Unter Leitung des Gastdirigenten Rubén Dubrovsky bot das Philharmonische Orchester beim fünften Sinfoniekonzert der aktuellen Reihe eine quicklebendige, spielfreudige, zugleich präzise und bewegliche Aufführung sinfonischer Musik von Haydn und Mozart.
Das Ensemble, ergänzt durch eine Reihe hochkarätiger Solisten, folgte dem fein abgestuften Dirigat im Großen Haus des Stadttheaters mit größter Aufmerksamkeit und brachte so den Charme und den Witz dieser Musik zum Leuchten. Dubrovsky war für den erkrankten Chefdirigenten eingesprungen, wie auch schon beim ersten Sinfoniekonzert dieser Saison. Und diesmal konnte er demonstrieren, wie er die Musiker mit sparsamen Gesten mal zu virtuosem Glanz, mal zu anmutigem Tanz, mal zu witzigem Übermut zu inspirieren vermag. Das Programm war um die Kernidee des „Konzerts“ im eigentlichen Wortsinne gebildet. Gemeint ist einmal das „concertare“ im Sinne eines Wettstreits – es geht um Höchstleistung und Virtuosität –, aber auch das konzertierte Agieren, das gemeinsame Bewältigen einer Herausforderung – in diesem Fall einer musikalischen.
Sparsame Gesten
Und Herausforderungen haben Haydn und Mozart genügend in ihre Stücke hineinkomponiert. Joseph Haydns frühe Sinfonie „Der Morgen“ machte den Beginn. Geschrieben für das Orchester des Fürsten Esterházy, wo er gerade seinen Posten als Kapellmeister angetreten hatte, war das Stück für die ausgezeichneten Hofmusiker maßgeschneidert: An ein Concerto grosso erinnernd, dürfen die verschiedensten Instrumente ihren musikalischen Schneid zeigen. Das verbindet sich mit solchem Witz, dass man gar nicht genug davon bekommen kann. Es war einfach ein Genuss, den Kaskaden der Flöte (in Hochform: Carol Brown), den eleganten Figurationen des Fagotts (Maria Oliveira-Plümacher) oder dem Feuerwerk des Cellos (Attila Hündöl) zu lauschen. Äußerst ungewöhnlich ist auch das herrliche Kontrabass-Solo (Heiko Hoffmann). Der Beginn des zweiten Satzes ist angeblich inspiriert durch die Idee einer Geigenstunde; als höchst anspruchsvoll konzertierender „Lehrer“ agierte Konzertmeister Jiri Burian (an dem allerdings im Übrigen kein Solist verloren gegangen ist).
Für die „Sinfonia concertante“, von Haydn 1792 geschrieben, gesellte sich ein hervorragendes Solistenquartett zum Orchester. Den Geigenpart übernahm Maria Bader-Kubizek, die ihre langjährige Expertise im Bereich der historisch informierten Aufführungspraxis in eine sehr warme und zugleich technisch brillante Spielweise einbrachte. Sie bewältigte den Balanceakt, mit dem Gesamtensemble musikalisch zu verschmelzen und doch solistisch hervortretend die Sache auch anzuführen. Fast vollendet homogen musizierte das Quartett, aus dem jede einzelne Stimme immer wieder solistisch hervortreten durfte. Zu Bader-Kubizek gesellten sich der Cellist Rudolf Leopold mit spielerischer Eleganz noch in den höchsten Lagen, die Oboistin Rachel Frost in vollendet schönem Ton und Katherine Mandl makellos und voller Leichtigkeit am Fagott.
Betörende Klarheit
Auch die Salzburger Serenade KV 203 von Mozart, die nach der Pause erklang, ist in Teilen eigentlich ein Konzert für Solovioline. Die Konzert-Teile sind eingebettet in eine Folge weiterer Sätze – dies war als Abendunterhaltung gedacht, bei der nicht jeder zwingend unentwegt konzentriert zuhören musste. Noch einmal zeigte Bader-Kubizek ihre gestalterische Kraft mit betörender Klarheit in der Höhe und mit samtiger Farbe in der Tiefe. Sie stellte ihre Virtuosität ganz ohne Prätention unter Beweis; in den Tutti-Sätzen reihte sie sich in die Geigen des Orchesters ein. Auch der Rest des langen Stückes mitsamt seinem einleitenden Marsch und den zahlreichen Menuetten und Trios tendierte dank der abwechslungsreichen Gestaltung Dubrovskys nicht einen Moment zum Langweiligen.
Karsten Mackensen, 17.01.2019, Gießener Anzeiger