»Wir sind alle Klangfetischisten«, sagt Martin Gericks. Er ist Hornist im Philharmonischen Orchester des Stadttheaters und hat sich mit seinen Kollegen Alvaro Artunedo Garcia, Berthold Cremer und Victor Lozano Mariano etwas Besonderes einfallen lassen, um die Faszination für das Horn auch Kindern begreiflich zu machen. Beim Familienkonzert am Sonntag – und zwei Vorstellungen am Montag – werden die vier Hornisten mit viel Spaß vermitteln, wie ihre Instrumente klingen, warum Waldhörner oft nur Horn genannt werden und warum sie aus Blech und nicht aus Holz bestehen.
Kleines Stück mit viel Spaß
Aber keine Angst: »Das wird kein wissenschaftlicher Vortrag, sondern alles auf lustige Weise vermittelt«, machen die vier Hornisten deutlich. Schließlich wird alles in eine Geschichte verpackt, die das Thema mit Witz und Einfallsreichtum kindgerecht aufbereitet. Im Stadttheater hat nämlich Pizzabäcker Rossini vier Hornisten zu Gast. Und die erzählen dem Feinschmecker alles über das goldschimmernde Instrument. Bariton Tomi Wendt, sowieso für jeden Spaß zu haben, singt den Part des Pizzabäckers, eines »Ururenkel« des berühmten Komponisten Gioachino Rossini, der nicht nur wunderschöne Musik komponierte, sondern auch köstliche Gerichte kochte. Und die vier Stadttheaterhornisten schauspielern richtig mit. »Das Spielen auf der Bühne macht uns unglaublich Spaß«, erzählt Berthold Cremer, der schon in der 34. Spielzeit im Stadttheaterorchester Hornist ist und sich freut, mit seinen drei Kollegen das Instrument auf noch nie dagewesene Art in den Fokus zu rücken.
Rund ein halbes Jahr haben die Vorbereitungen gedauert. Texte mussten geschrieben und Kompositionen von Alvaro Artunedo Garcia neu arrangiert werden. Oliver Pauli hat als Regisseur dafür gesorgt, dass aus dem Horn-Intermezzo mit Pizzaduft ein kleines Stück geworden ist und auch Dirigent Martin Spahr und Theater- und Musikpädagogin Massae Nomura halfen mit Rat und Tat.
Fragt man die vier Orchestermusiker, warum sie gerade das Horn so fasziniert, schwärmen alle vom großen, rund vier Oktaven abdeckenden Tonumfang und dem warmen Klang. Doch auch ohne teures Instrument lassen sich hornartige Klänge erzeugen, wie Martin Gericks beim Vorabgespräch zeigt. Aus einem Gartenschlauch mit einem Trichter am Ende zaubert er den typischen Sound, der immer wieder Wald und Natur symbolisiert. Und auch eine Gießkanne kommt im Familienkonzert zum Einsatz. Dort erklingen zudem »Applaus« aus Rossinis »Wilhelm Tell« oder sein Hornquartett »Rendez-vous de chasse«.
Und vielleicht wird ja bei dem einen oder anderen jungen Besucher so der Wunsch geweckt, selbst einmal Horn zu spielen. »Anfangen kann man damit, sobald die oberen Schneidezähne vorhanden sind«, sagt Berthold Cremer. Das Instrument zu erlernen, erfordere zwar einige Geduld, aber wer es schafft, der sei schon als Schüler in zahlreichen Orchestern ein begehrter Mitspieler. Auf den prächtigen Klang des Horns kann eben kein Orchester verzichten.
Karola Schepp, 23.03.2019, Gießener Allgemeine Zeitung