In »Networked« präsentieren die 28 Jugendlichen ides Jugendclub Spieltrieb n der taT-Studiobühne ein wahrhaftiges »Selfie der Generation Z«
Woran denken Sie, wenn von der Generation Z gesprochen wird? Was wird mit der heutigen Jugend, den per Definition zwischen 1997 und 2007 geborenen Menschen, assoziiert? Und was davon entspricht der Wahrheit?
Der Jugendclub Spieltrieb des Stadttheaters hat sich unter der Leitung von Tyjana Krumke, Masae Nomura und Abdul–M. Kunze ebendiese Fragen gestellt. In »Networked« präsentieren die 28 Jugendlichen in der taT-Studiobühne ein wahrhaftiges »Selfie der Generation Z«, eine analytische Selbstreflexion der etwas anderen, künstlerischen Sorte.
Mit verschiedenen, aneinandergereihten Szenen attackieren die Jugendlichen punktuell verschiedene Themen, die sie als Angehörige besagter Generation beschäftigen und mit welchen sie umzugehen versuchen – teils erfolgreich, teils nicht.
Botschaft ohne erhobenen Zeigefinger
Das Stück beginnt mit einer Gruppe in Emoji-T–Shirts gekleideter Mädchen, welche sich über den neuen Instagram–Post einer ihrer Schulkameradinnen auslassen. Sie denken darüber nach, einen gemeinen Kommentar zu hinterlassen und diskutieren darüber, wieso das Mädchen ein solches Bild gepostet hat. Eine alltägliche Szene zwar, dennoch durch ihre punktierte Überspitzung leicht als Kritik an dem ganzen Konzept Social Media zu verstehen. Ob nun in den folgenden Auftritten Klassenchats verlesen oder allein über die Masse an Reizen, welche eben durch die sozialen Netzwerke wie Instagram oder WhatsApp auf Jugendliche aller Altersstufen einprasseln, berichtet wird – der Jugendclub Spieltrieb bringt seine Botschaft an das Publikum, ohne dabei allzu oft den Zeigefinger zu heben.
Digitalisierung ist aber nicht das einzige Thema, das von den Jugendlichen selbstreflexiv adressiert und analysiert wird. Immer wiederkehrend treten beispielsweise zwei Pärchen auf die Bühne. Die Zuschauer können durch ihre Berichte den Verlauf und das Scheitern der beiden Beziehungen verfolgen. Die Frage nach dem Sinn und nach der Beschaffenheit von Liebe wird so aufgeworfen, was auch in einer Art Beratungsstunde weiterbesprochen wird. »Freundschaft« und »Liebe« hören sich als Beraterinnen die Probleme von verschiedenen Jugendlichen an. Ein Mädchen, das sich in ihre beste Freundin verliebt hat und ein anderes, welches nach der Trennung mit ihrem Exfreund befreundet bleiben möchte, eröffnen so auch die Debatte darüber, wo die Grenze zwischen Liebe und Freundschaft ist.
Drei weitere Vorstellungen
Das dritte große Thema, das in »Networked« angesprochen wird, ist der exzessive Drogenkonsum vieler Mitglieder der Generation Z und der damit verbundene Gruppenzwang. Eine der intensivsten und damit mit am meisten herausstechenden Aufritte der achtzigminütigen Szenencollage ist ein Drogenrausch. Nachdem ein Junge drei Freundinnen dazu angestiftet hat, mit ihm LSD zu nehmen – vorher hatten sie Gras konsumiert, bekanntlich eine populäre »Einstiegsdroge« – folgen einige von einem wummernden Beat begleitete Minuten, in welchen sich die Darsteller in zuckenden Tanzbewegungen auf der Bühne hin- und herbewegen, während sie von ihren Rauschgefühlen und folgenden Panikattacken berichten.
Die restlichen Szenen des Stückes sind allesamt ebenso mit Fingerspitzengefühl zusammengestellt worden, wie die beschriebenen, und insgesamt ergibt sich so das »Selfie der Generation Z«. Es ist realistisch, weder zynisch noch moralpredigend und als Gesamteindruck scharfsinnig repräsentativ. Weitere Vorstellungen sind am 25. Mai um 15 und 20 Uhr und am 10. Juni um 18 Uhr.
Carla Mende, 27.04.2019, Gießener Allgemeine Zeitung