Versierte Gesangssolisten begeistern im Theaterfoyer – »Operissimo« als Publikumsmagnet
Opernstücke sorgten für ein voll besetztes Theaterfoyer. Konzeptionell erinnerte das Programm mit aneinandergereihten Arien und Duetten verschiedener Epochen an die Abschlusskonzerte der früheren Laubacher Opernwerkstatt für Nachwuchssänger. Nur fehlten musikalische wie szenische Überleitungen, zudem verfügten die Mitglieder des Stadttheater-Opernchors teils bereits über längere Bühnenpraxis. Für erstklassige Unterstützung sorgten am Flügel Evgeni Ganev und Wolfgang Wels.
Schon der Auftakt sorgte für großen Genuss: Mit Hingabe und lyrischer Stimme sang Tenor Shwan Mlynek die Arie »Del mio sol vezzosi rai« aus Händels Oper »Ariodante«. Shwan Mlynek demonstrierte feines musikalisches Einfühlungsvermögen; sein Vibrato intensivierte die Wirkung noch. Bei zwei Stücken aus Mozarts »La clemenza di Tito« nutzte Moderator Oliver Graf die Gelegenheit, für die Inszenierung von »Le nozze di Figaro« zu werben, die noch siebenmal aufgeführt wird. Mezzosopranistin Antje Tiné bot klar und elegant die Arie Annios »Torna di Tito a lato« dar. Gemeinsam mit Sopranistin Natascha Jung gelang ihr eine in Timbre und Ausdruck sorgsam abgestimmte, rundum bezaubernde Interpretation des Duetts »Ah! Perdona al primo affetto«.
Von Giuseppe Verdi, dem, so Graf, zurzeit meistgespielten Opernkomponisten, waren zwei Arien aus »Rigoletto« zu erleben. Bei der Arie »Caro nome« barg die ohrwurmhafte Melodie besonderen Reiz. Natascha Jung meisterte sie makellos, mit bis in hohe Lagen sauberer Tongebung, zudem mit raffinierten Übergängen. Ebenso zu fesseln vermochte Bariton Chul-Ho Jang durch seine kraftvolle Interpretation der Arie »Cortigianni vil Razza«. Resolute Selbstsicherheit vermittelte er in »Votre Toast« aus »Carmen«.
Von ganz anderer Art die Arie »Je suis Lazuli« aus Emmanuel Chabriers »L’étoile«: Mit ihrer kecken, rhythmisch prägnanten Interpretation strahlte Mezzosopranistin Ayano Matsui hier jugendliche Leichtigkeit aus. Gefühlsgeladen und poetisch nuanciert brachte Stimmfachkollegin Olga Wallenhauer »Tucha so gromom« aus Rimski-Korsakovs Märchenoper »Schneeflöckchen« zu Gehör. Einen dramatischen Höhepunkt des Programms markierte Wallenhauer mit ihrer eindringlichen Darbietung der Arie »Acerba voluttà« aus Francesco Cileas »Adriana Lecouvreur«. Shwan Mlynek begeisterte in »The Magican’s Scene« aus Menottis »Der Konsul« nicht nur gesanglich, sondern auch durch ausgefeilte Mimik und Gestik. Einzige Komposition außerhalb des Opernkontextes war die Koloraturarie »Je t’aime« von Isabelle Aboulker. Sopranistin Christin Kullmann bewies hier in hohem Maße technische wie gestalterische Souveränität. Zusammen mit Ayano Matsui ließ sie das Konzert mit dem »Abendsegen« aus Humperdincks »Hänsel und Gretel« besinnlich-ruhig ausklingen.
Sascha Jouini, 29.01.2019, Gießener Allgemeine Zeitung