Zum Glück hat das Theater mit Christian Lugerth einen erfahrenen Regisseur mit seinem Familienstück zur Weihnachtszeit beauftragt. Denn was mit unkundigem Personal schiefgehen kann, zeigt »Jupp – Ein Maulwurf auf dem Weg nach oben«. Ein tierischer Theaterspaß mit Blick hinter die Kulissen.
Das Stadttheater macht sich zu seinem 111. Geburtstag mit »Jupp - Ein Maulwurf auf dem Weg nach oben« das schönste Geschenk. Doch wie das im Theater oft so ist: Den meisten Spaß daran haben die Zuschauer. Denn das Stück von Gertrud Pigor ist das Familienstück zur Weihnachtszeit, und die Jungen und Mädchen, die noch bis Ende Januar zu zahlreichen Vorstellungen ins Stadttheater strömen werden, bekommen eine begeisternde Mischung präsentiert: tierisch-nette Figuren, schmissige Musik zum Mitklatschen und einen Blick auf jenen Ort am Theater, der sonst verborgen bleibt: die Unterbühne. Und auf der haben diesmal nur die Tiere das Sagen.
Theater im Theater
Die resolute Chefin ist die Katze (Marie-Luise Gutteck oder Carolin Weber). Der Marder (David Moorbach oder Pascal Thomas) kümmert sich um die Technik und steht auf Kabelbiss und Stromschlag. Die beiden alten Theaterhasen (Esra Schreier oder Anne-Elise Minetti sowie Sebastian Songin oder Lukas Goldbach) wissen, was zu tun ist, wenn wieder einmal alles aus dem Ruder läuft. Und genau dafür sorgt Maulwurf Jupp (Magnus Pflüger oder Stephan Hirschpointner), der sich eigens von Lollar aus den Weg ins Theater gegraben hat, um dort als Praktikant anzufangen. Doch weil er sich nicht so recht an die Theaterregeln halten will, geht einiges schief. Ausgerechnet Jupp weiß aber, wie man die Sache wieder ins Lot bekommt, und dank seiner Idee schaffen es die Tiere am Ende, dass das Märchen »Der Froschkönig« doch noch aufgeführt werden kann. Das Theater ist gerettet und die jungen Zuschauer haben allerhand kennengelernt, was im Theater an Berufen oder Begriffen wichtig ist: die Souffleuse, die Requisiten, der Besetzungszettel, das Intendantenbüro und das Textbuch lernen sie quasi nebenbei kennen.
Dass es im Theater hinter bzw. unter der Bühne weit weniger spektakulär aussieht als auf der Bühne, nimmt Bühnenbildner Udo Herbster als Herausforderung an. Seine Drehbühne verwandelt sich mal in einen schwarz gestrichenen Raum mit dicken Metallstreben und »Achtung Bühne dreht sich«-Schild, wird dann zur Schaltzentrale, in der nur der Marder weiß, welche Schalter er zu drücken hat, und bietet den Tieren auch Unterschlupf für den Fall, dass tatsächlich mal ein echter Bühnentechniker auftaucht. Thomas Döll hat die Tiere mit fantasievollen Kostümen ausgestattet. Maulwurf Jupp mit Stirnlampe und Latzhose ist herzallerliebst, die Theaterhasen besonders schick.
Aufmerksames Zuhören ist allerdings angesagt, denn das, was auf der eigentlichen Bühne passiert, bekommen die jungen Zuhörer quasi nur erzählt. Mit einem Periskop schaut die Katze immer mal wieder nach. Die von Jan-Willem Fritsch komponierte Musik komplettiert den Theaterspaß mit Ohrwurmmelodien. Den größten Applaus gibt es am Premierenende, als Darsteller und Regieteam noch einmal gemeinsam auf die Bühne kommen und mit Stampfen und Klatschen zum Queen-Song »We will rock you« singen: »Wir sind verrückt nach Theater«. Nach diesem Stück trifft das ganz gewiss auch auf die Kinder im Publikum zu.
Karola Schepp, 27.11.2018, Gießener Allgemeine Zeitung