Die Kammerkonzerte im Theaterfoyer bieten den Mitgliedern des Philharmonischen Orchesters Freiraum, sich in diversen Besetzungen zu entfalten, dabei eigenen kompositorischen Vorlieben nachzugehen. Die jüngste Veranstaltung am Sonntagvormittag initiierte Posaunist Philippe Schwarz. Er musizierte gemeinsam mit den Trompetern Johannes Osswald und Martin Gierden sowie dem Hornisten Alvaro Artunedo Garcia; verstärkt wurde das Ensemble durch den Tubisten Attila Benkö von der Philharmonie Südwestfalen.
Das virtuose Auftaktstück »Fire Dance« von Anthony Di Lorenzo verlangte dem Quintett sogleich volle Konzentration ab. Klanglich wie tonstärkemäßig mutete die Interpretation nuanciert an und fesselte durch rhythmische wie melodische Prägnanz. Hörenswert schienen auch fünf »Ungarische Tänze« aus dem 17. Jahrhundert – die Arrangements wirkten recht farbig und stimmungsvoll. Viele Hörer werden die ohrwurmhafte erste Nummer als Pausenmusik der Wetzlarer Festspiele wiedererkannt haben. Gleichermaßen sensibel bot das Quintett den getragen-ruhigen zweiten Tanz dar. Spielerischen Charme versprühte demgegenüber das dritte Stück; auch im weiteren Verlauf wechselten langsame und schnelle Sätze.
Peruanischer Walzer
Enrique Granados schrieb seine folkloristisch inspirierten »Danzas Espanolas« ursprünglich für Klavier, daneben ist die Gitarrenfassung geläufig. Die Musiker bewiesen, dass sich das berühmte Stück »Andaluza« aus diesem Zyklus in betörend warmen Klangfarben auch durch ein Blechbläserquintett aufführen lässt, brachten dabei die unterschiedliche Klangcharakteristik der Instrumente sehr schön zur Geltung. Wieder von anderer Art Kerry Turners Komposition »Ricochet« mit dem wuchtigen, markant akzentuiert gespielten Beginn. Die Künstler achteten hier auf ausgefeilte rhythmische Gestaltung; mitunter bekamen sie Gelegenheit, solistisch hervorzutreten. Vorzüglich aufeinander eingespielt agierten sie auch in »No comment« von Juraj Filas.
Eine Parallele zwischen den meisten Werken bildet die Musiziererfahrung der Komponisten, die sie jeweils in ihre schöpferische Tätigkeit einfließen lassen und die man der raffinierten Instrumentation auch anmerkt: Während Di Lorenzo Trompeter ist, widmet sich Turner dem Hornspiel.
Auch der letzte Komponist der Matinee, Enrique Crespo, verfügt über einen solchen praktischen Hintergrund und ist als Posaunist erfolgreich. Von ihm war die »Suite Americana« zu erleben, eine erfrischend-leichte Folge diverser lateinamerikanischer Tänze. Besonders haften blieb der flexibel im Tempo vorgetragene peruanische Walzer. Für den lebhaften Beifall dankte das Quintett mit einer Ragtime-Zugabe.
Sascha Jouini, 19.03.2019, Gießener Allgemeine Zeitung