Begeisterter Applaus für Poco Piu3 im ausverkauften taT / Bunte Mischung aus Blues, Reggae, Jazz und Chansons
Eine kleine Verschnaufpause zwischen den Jahren: Unter dem badisch inspirierten Motto „Verschnuufli“ hatte das Musikerduo Poco Piu am Donnerstag zu einem Konzertabend mit ruhigen Songs und Instrumentalstücken ins taT geladen. Poco Piu nennt sich bekanntermaßen das Duo der Konzertharfenistin und Sängerin Cordula Poos und des Perkussionisten Markus Reich. Mit ihren Konzerten haben sie sich weit über die Region hinaus eine treue Fangemeinde erspielt. Für den Abend im taT hatten die Musiker, die mit dem Jazz-Saxofonisten Hans Kreuzinger als Poco Piu3 auftraten, eine Mischung aus alten und neuen Songs aus den Bereichen Blues und Reggae, Jazz und Chanson zusammengestellt – viele Lieder davon selbst geschrieben.
Auftakt mit einem Jazz-Stück: „Day and night and day“, wunderbar ausgewogen zwischen den Instrumenten, mitreißend im Rhythmus. Es folgte eine Erinnerung an die Weihnachtszeit: die beliebten „Gewürzsongs“ des Duos, welche die beiden schon seit Jahren in ihrem Repertoire haben. „Die Melodien können Erinnerungen an die kulinarischen Genüsse der Festtage wecken“, meinte Cordula Poos. „Muskat“ versetzte die Zuhörer tatsächlich gleich in eine wunderbare Stimmung, praktisch so, als ob das Gefühl vom Gaumen direkt auf die Ohren übertragen würde. Dem Stück folgte eine weitere kleine Komposition mit dem Titel „Zimt“, ebenso melodisch und stimmungsvoll, doch eben mit einer anderen Geschmacksnote.
Die temperamentvollen Stücke boten den Musiker die Möglichkeit, alle Facetten ihrer musikalischen Möglichkeiten vorzustellen. Markus Reich hatte wieder zahlreiche Schlagwerke und Trommeln mitgebracht, die er mit Begeisterung und viel Rhythmusgefühl zum Einsatz brachte: Udus und Congas, Becken in allen Größen und auch ein Aquaphon. Zusammengenommen eine Reminiszenz eigentlich an die Seidenstraße, auf der früher all die feinen Gewürze transportiert wurden, und auf der vor Jahrhunderten schon Menschen mit verschiedensten Instrumenten musizierten.
Auch der Gast des Abends, Hans Kreuzinger, ist in Gießen übrigens längst kein Unbekannter mehr. Neben Saxofon spielt er auch Flöte. Sein sensibles und hoch virtuoses Spiel ist unverwechselbar, und so ist er zum beliebten Mitspieler in verschiedenen Bands geworden. Auch mit Poco Piu harmoniert er glänzend, im Zusammenspiel mit der eher leisen Harfe nimmt er sich zurück, um im Anschluss gleich wieder mit solistischer Brillanz zu überzeugen.
Wunderbar aufgelegt war an diesem Abend auch Cordula Poos. Als Harfenistin ist sie unübertroffen, alle Arten von Musikstilen stellt sie geradezu spielerisch vor, hoch virtuos und mit viel Freude am Vortrag. Die Musikerin studierte Harfe in Berlin, Brescia und Würzburg. Sie ist seit vielen Jahren frei am Stadttheater Gießen tätig und in der regionalen Kammer- und Kirchenmusikszene fest etabliert. Seit einigen Jahren überzeugt sie auch mit ihrer wunderschönen Singstimme, zudem komponiert und textet sie und ist auch als Moderatorin im Einsatz. Besonders eindrucksvoll die beiden Lieder „Oh Jenny“ und „Vogel Glück“.
So konnte sich das Publikum über einen ebenso kurzweiligen wie stimmungsvollen Abend freuen, bei dem die drei Musiker auch jeweils ein Solo zum Besten gaben. Nach begeistertem Applaus präsentierten Poco Piu3 noch zwei Zugaben: „Norbertamino“ und „Moondance“. Einfach klasse, jetzt können sich Musiker wie Zuhörer frisch motiviert ins Silvestergetümmel stürzen.
Ulla Hahn-Grimm, 29.12.2018, Gießener Anzeiger