Prägnant zugespitzte musikalische Kontraste bot das erste Kammerkonzert im Theaterfoyer mit Carol Brown (Flöte), Jiri Burián (Violine), Emily Härtel (Cello) und Yuko Masuda-Dreher (Cembalo/ Klavier). Gegensätze zeigten sich innerhalb, teils aber auch zwischen den Kompositionen. Aufhorchen ließ das eröffnende Largo der Triosonate c-Moll aus dem »Musikalischen Opfer« von Johann Sebastian Bach. Subtil fing das Ensemble die getragene Stimmung ein. Die feine Interpretation beeindruckte auch im folgenden Allegro.
Schroffe Höhepunkte
Zu kritisieren ist einzig, dass Cellistin Emily Härtel dynamisch noch differenzierter hätte spielen können und sich besser klanglich ein wenig mehr zurückgehalten hätte. Am meisten berührte das Andante mit seinem schicksalhaften Ernst. Davon hob sich das resolute, virtuos zu Gehör gebrachte Allegro-Finale markant ab.
Lobenswert schien, dass Härtel mit Hans Werner Henzes »Serenade« für Cello solo (1949) ein raffiniertes modernes Werk einem breiteren Publikum vorstellte. Schon die erste der neun Miniaturen, ein »Adagio rubato«, meisterte sie im Ausdruck sehr nuanciert. Die akkurate Gestaltung zeugte von eingehender Auseinandersetzung. Voller Energie steckten schroffe Höhepunkte, für ausgleichende Entspannung sorgten ruhige Momente. Härtel wurde für ihre niveauvolle Darbietung mit viel Beifall bedacht.
In ganz andere, betont impressionistische Welten führte nach der Pause Pierre Sancans Sonatine für Flöte und Klavier. Carol Brown und Yuko Masuda-Dreher bereiteten im Moderato-Kopfsatz mit ihrem sensiblen, schattierungsreichen Spiel großes Vergnügen. Äußerst klare und reine Sphären taten sich im melodisch anmutigen Andante auf; deutlich schimmerte der Einfluss Claude Debussys durch. Elegant glückte die Überleitung zum bezaubernden Charme versprühenden Animé-Finale.
Derb wurde es danach bei Nino Rotas Trio für Flöte, Violine und Klavier: Im eröffnenden Allegro bildeten hartnäckige Repetitionen im Klavier eine wuchtige Basis für den hitzigen ersten Teil, dem sich ein friedvoll entspannter Abschnitt anschloss. Das Ensemble schärfte gekonnt die Kontraste auf engem Raum. Auch der melancholischen, in weite Ferne schweifenden Andante-Musik konnte man sich kaum entziehen, derart leidenschaftlich spielten Brown, Burián und Masuda-Dreher. In diesseitige Dimensionen holte das spritzig-lebhafte Schluss-Allegro zurück.
Sascha Jouini, 06.11.2018, Gießener Allgemeine Zeitung