Das erste Kammerkonzert im Theaterfoyer richtete sich vornehmlich an Brahms-Liebhaber: Auf dem Programm standen dessen Violinsonaten, dargeboten vom Konzertmeister Ivan Krastev und Korrepetitor Evgeni Ganev. Das Duo brachte die Sonaten in ihrer ganzen harmonischen Farbigkeit und thematischen Vielfalt zum Leuchten. Dem betörenden Charme der sanft geschwungenen Violinmelodie im eröffnenden Vivace der Sonate Nr. 1 G-Dur konnte man sich kaum entziehen. Dabei bildeten das Streich- und Tasteninstrument eine enge Einheit, so einfühlsam interagierten Krastev und Ganev, hielten dabei perfekt klangliche Balance. Dramatischen Spitzen verlieh das Duo das nötige Gewicht, ohne unangenehm zu forcieren. Tief im Innersten bewegte die Musik in der gedankenversunkenen Interpretation des Adagios. Beim Allegro-Finale faszinierte der suchende Ausdrucksgestus; die niveauvolle Darbietung fand hier einen runden Abschluss.
Aus der Sonate Nr. 2 A-Dur sei hier exemplarisch das »Andante tranquillo« herausgegriffen mit der edlen melodischen Schönheit und kunstvollen Kombination aus langsamem Satz und Scherzo. Der nuancierte, feine poetische Zwischentöne zu Tage fördernde Vortrag beeindruckte erneut in der dritten Sonate d-Moll. Wie aus einem Guss geriet der Allegro-Kopfsatz. Für ebensolches Hörvergnügen sorgten Krastev und Ganev im schwermütigen Adagio sowie im mal virtuos-leichten, dann kernigen Scherzo und kraftstrotzenden Schluss-Presto.
Sascha Jouini, 13.11.2017, Gießener Allgemeine Zeitung