Kammerkonzert mit Werken für Posaune und Harfe und weitem musikalischen Bogen im Stadttheater
Welch wunderbare Zusammenstellung: Posaune und Harfe! Kontrastreich und harmonisch zugleich. Allerdings sind gute Musiker nötig, damit beide Instrumente voll zur Geltung kommen. Hye-Jin Kang (Harfe) und Kurt Förster (Posaune), die bereits mehrfach zusammen als Duo „Himmel und Erde“ aufgetreten sind, haben diese Aufgabe beim jüngsten Kammerkonzert im Stadttheater mit Bravour gelöst.
Gleich verraten sei hier das „Überraschungsstück“ des Vormittags, eine Romanze für Alphorn und Harfe von Steffen Burkhardt. Dazu tauschte Förster seine Posaune gegen das riesige Blasinstrument aus der Alpenregion, und damit alles zusammen passte, zupfte Hye-Jin Kang ihre Harfe wie eine Zither. Das hörte sich richtig nett an.
Zu Beginn stellten die beiden Musiker schon die ganze Bandbreite ihres Könnens mit zwei Stücken aus dem Frühbarock von Giovanni Martino Cesare und Girolamo Frescobaldi vor. Besonders tiefe Klänge der Posaune leiten eine fröhliche Folge höfischer Tänze ein.
Die gebürtige Südkoreanerin Hye-Jin Kang debütierte mit 14 Jahren als Harfensolistin mit dem Korean Symphony Orchestra. Die Preisträgerin ist in mehreren Opernhäusern und Rundfunkorchestern zu hören und gern gesehener Gast in Gießen. Kurt Förster ist Soloposaunist im Philharmonischen Orchester Gießen. Daneben tritt er auch bei Kammerkonzerten in Erscheinung.
In der Tat war es ein Programm der kühnen Gegensätze. Es folgte „En Bateau“ von Claude Debussy, ganz dem ausdrucksstarken impressionistischen Kompositionsstil verhaftet. Ebenfalls im Klang des Impressionismus ist das kleine Solostückchen „Impromptu pour la harpe“ von Gabriel Fauré, das die Harfenistin elegant und mit technischer Brillanz vorstellte.
Einen Sprung ins 20. Jahrhundert erlebten die Zuhörer mit den folgenden „Hebriden Sketches“, die in vier kurzen Sätzen jazzige, samtene Klänge erklingen ließen. Hier war das Wechselspiel der beiden Instrumente besonders gut zu verfolgen.
Gleich drei Stücke aus der Zeit der Romantik waren zu hören, komponiert von Jules Massenet, Albert Roussel und Alphonse Hasselmans. Letzterer hatte ein Solostückchen für Harfe komponiert, das mit seinen schmelzenden Klängen an Filmmusik erinnerte und von Hye-Jin Kang in einer schattierungsreichen Interpretation dargeboten wurde.
Auch humoristische Facetten klangen an, mit den tierischen Miniaturen für Tenorposaune „Funimals“, die der ehemalige Gießener Generalmusikdirektor Stefan Malzew exklusiv für Kurt Förster komponiert hat. Unschwer zu erkennen das durchdringende Elefantenposaunen im ersten Satz „The ElephantMisquitoJump“, geradezu hinterhältig klang das Stück durch Dämpfereinsatz in „The Crocodiles Miles Blues“. Mit quirliger Vitalität stellte sich schließlich „The Turbo Monkeyfox“ vor. Ein richtiges Paradestück für Kurt Förster.
Stimmungsvolle und rhythmische Stücke des berühmten Tango-Komponisten Astor Piazzolla rundeten den musikalischen Streifzug ab. Das Publikum war begeistert, als Zugabe spielten die Musiker ein Stück aus dem „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saens.
Ulla Hahn-Grimm, 24.04.2018, Gießener Anzeiger