Das Licht wird dunkel und gespannte Stimmung macht sich auf der taT-Studiobühne bei der restlos ausverkauften Premiere "Der Ring des Nibelungen - leicht gekürzt" breit. Im Dunkeln sind schemenhafte Gestalten zu erkennen, die auf dem Boden liegen. Die Menge fängt an, sich zu bewegen und alle Mitwirkenden versuchen, nach etwas greifen, das sich in ihrer Mitte befindet und eine der Darstellerinnen in den Händen hält - den Ring des Nibelungen.
So beginnt die tänzerische Neuinterpretation eines bekannten Bühnenwerks, denn der Jugendclub Tanz hat sich diesmal an Richard Wagner herangetraut.
Natürlich kennen die meisten Zuschauer bereits die Geschichte rund um den magischen Ring, geschmiedet aus dem sagenhaften Rheingold, der aus den Gewässern gestohlen wird und durch List und Trug mehrfach den Besitzer wechselt. Nur eines haben alle Ringträger gemeinsam: Letztendlich bereitet ihnen der Ring des Nibelungen den Untergang.
Aus der Nibelungen-Sage hebt der Jugendclub einzelne Handlungsstränge und Schlüsselszenen hervor und folgt der Geschichte, die erst ihr Ende findet, wenn der Ring in den Gewässern des Rheins wieder zur Ruhe gekommen ist.
Von der Entführung der schönen Rheintochter, die doch den Ring des Nibelungen eigentlich beschützen soll, über den tapferen Siegfried, der durch Zufall den Ring findet und um die Gunst der schönen Kriemhild buhlt, über den Kampf mit dem Drachen und letztendlich der Tod des tragischen Helden, der von seinem Nebenbuhler hinterrücks erstochen wird, lässt die Neuinszenierung der jungen Tänzerinnen und Tänzer keine Wünsche offen.
Die Aufführung des Ensembles ist frech und bunt und besonders die modernen, musikalischen Einlagen begeistern die Zuschauer im taT. So finden viele unterschiedliche Elemente wie Rock- und Countrymusik ihren Weg in das Stück und machen aus Wagners Klassiker eine ganz eigene Interpretation. Auch die magischen Gestalten von Zwergen, Göttern, Rheintöchtern, Drachen über Walküren und Helden der fantastischen Geschichte sind wohl kaum zu überbieten, wobei die komplette Besetzung hier ihre tänzerischen und schauspielerischen Fähigkeiten zeigt.
Nachdem der Vorhang gefallen ist, sind aber trotzdem alle Darsteller des Jugendclub Tanz zusehends erleichtert, dass die Premiere ohne größere Missgeschicke über die Bühne gegangen ist und freuen sich mit dem Publikum, das von der Darstellung sichtlich begeistert ist.
Anja Leitner, 29.01.2017, Gießener Anzeiger