Der Titel irritiert ein wenig: Doch beim Stück »Das Totenerweckungssüppchen« geht es nicht um Zombies oder ähnlich Gruseliges, sondern um Gemüse, den Kreislauf des Lebens und jede Menge Spaß für Kinder ab vier Jahre.
Eine gute Hühnersuppe haben schon unsere Großmütter zur schnelleren Heilung bei Erkältungskrankheiten gekocht. Andreas Mihan geht in seiner Stückentwicklung für Kinder ab vier Jahren noch einen Schritt weiter und erzählt in der taT-Studiobühne wunderbar kindgerecht sogar von einem »Totenerweckungssüppchen«. Und auch dieser Trank hat magische Kräfte, kann er doch aus kopflosen Suppenhühnern und allerlei Gemüse nicht nur Leckeres zubereiten, sondern gleich auch noch Lehrreiches über denKreislauf des Lebens erzählen, in dem stets Neues entsteht, wenn etwas vergeht.
Sein pfiffiges »Gemüsetheater« garniert Mihan mit jeder Menge eingängiger Songs, die der neben ihm auf der Bühne sitzende Bastian Kaletta auf der Gitarre begleitet. Und dennoch gehört die ganze Aufmerksamkeit der kleinen Zuschauer dem, was der strubbelhaarige Andreas aus dem Gemüsebeet hervorzaubert. Denn dort entdeckt Karotte Ralf, dass seine Freunde – Lauch Torben, Petersilie Rita und Sellerie Jean-Pierre – geerntet wurden. Die echte, »zweibeinige« Karotte macht sich auf die Suche nach ihren Freunden und findet, auch mit Unterstützung der Kinder, Hilfe. Ein sprechender Stein und ein alter Fahrradsattel weisen ihm den Weg in die Küche, wo auch schon das kopflose und eigentlich von einer Opernkarriere träumende Suppenhuhn Esmeralda darauf wartet, endlich samt Gemüse im Kochtopf zu landen. Schließlich kann dieses »Totenerweckungssüppchen« wieder heilen, was kaputt war.
Die kleinen Zuschauer fiebern voller Begeisterung mit, wenn Andreas Mihan nicht nur Hilfe beim Zusammenbau eines Fahrrads braucht, sondern auch das (echte) Gemüse zum Sprechen bringt. Dass das Grünzeug nicht nur Gefühle hat, sondern auch Charakter, sorgt für jede Menge Lacher. Karotte Ralf ist stolz auf seine langen möhrengrünen Haare und scheint vom Akzent her aus Hamburg zu kommen. Lauch Torben klingt ein bisschen wie Rudi Carrell, Sellerie Jean-Pierre, der so gerne Baggerfahrer werden würde, scheint französische Wurzeln zu haben und die leicht hektische Petersilie Rita klingt wie eine echte Berliner Göre.
Spielerisch wird Gemüse geschnippelt, viel gesungen und aus dem Suppentopf steigt am Ende köstlicher Kochdunst ins Foyer auf, wohin die kleinen Zuschauer nach der Vorstellung sichtlich zufrieden strömen. Da soll noch mal einer sagen, dass man nicht mit Essen spielen soll.
Karola Schepp, 30. Oktober 2019, Gießener Allgemeine Zeitung