Für Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz sind die monatlichen Mittagskonzerte "Auszeit und Musikgenuss", wie sie zum 10-jährigen Jubiläum der Reihe hervorhob. Die 30- bis 45-minütigen Veranstaltungen stoßen auf reges Interesse, so war der Hermann-Levi-Saal am Donnerstag erneut voll besetzt, viele Besucher fanden keinen Sitzplatz mehr. Angeregt wurde die Reihe vom damaligen Generalmusikdirektor Carlos Spierer, der damit das "i-Tüpfelchen im kulturellen Leben" setzen wollte. Dies ist ihm gewiss gelungen - mit großer Begeisterungsfähigkeit präsentieren sich Mitglieder des Philharmonischen Orchesters in immer neuen Formationen, da ist für (fast) jeden Musikgeschmack etwas dabei.
"Spielplatz des Orchesters"
Moderator Berthold Cremer bezeichnete die Mittagskonzerte denn auch als "Spielplatz des Orchesters", das eigenverantwortlich die Organisation übernimmt und zuweilen Gastmusiker zur Verstärkung heranzieht. So wurden die Stadttheatercellisten Emily Härtel, Torsten Oehler und Attila Hündöl am Donnerstag durch Cornelia Heymann zum Quartett komplettiert. Dieses verlieh ohrwurmhaften Schlagermelodien aus UFA-Filmen unwiderstehlichen Charme. Voller Spiellaune und Humor zauberten die Künstler nostalgische Atmosphäre in den Saal. Besonders berührte das schwelgerische zweite Stück, bei dem die Musik nahtlos überging in beschwingte Passagen. Nicht fehlen durfte ein weihnachtliches Potpourri.
Eröffnet hatte das Programm ein Blechbläserensemble mit einer die Sinne schärfenden Fanfare. Das Nonett widmete sich einer Suite aus Engelbert Humperdincks Oper "Hänsel und Gretel". Feierlich-ruhig, mit herrlich warmen und weichem Klangbild brachte es den "Abendsegen" zu Gehör. Knackig akzentuiert, zudem rhythmisch federnd geriet der "Knusperwalzer". Das stimmungsvoll dargebotene Finale bereitete ebensolches Vergnügen.
Das Jubiläumskonzert markierte vom Musikeraufgebot einen Höhepunkt - nie zuvor ist im Rahmen der Reihe ein derart großes Ensemble aufgetreten wie bei Richard Strauss’ Serenade für 13 Blasinstrumente. Bei der Serenade handelt es sich um ein von kompositorischer Könnerschaft zeugendes Jugendwerk. Das Ensemble brachte die ausgefeilte Instrumentation vorzüglich zur Geltung; funkelnde Schattierungen bezauberten in der räumlich transparenten Darbietung. Zum Tragen kam dabei ein weiterer Garant für den Erfolg der Konzertreihe: Die ausgezeichnete Saalakustik beflügelte die Musiker spürbar. Zur Belohnung erhielten sie kräftigen Beifall.
Sascha Jouini, 21.12.2019, Gießener Allgemeine Zeitung