Gesangverein Jugendfreund Watzenborn-Steinberg feiert 130-jähriges Bestehen mit dem Philharmonischen Orchester Gießen
Zunächst der Gang über den roten Teppich, zur Begrüßung ein Glas Sekt, dann gemütlich Platz nehmen, die Augen schließen, die Ohren öffnen – und schon war man mitten in den Klangwelten der Filmstudios in Hollywood und Babelsberg. Dafür brauchte man am Wochenende aber nicht nach Los Angeles oder Berlin zu fliegen – der Gesangverein Jugendfreund Watzenborn-Steinberg hatte im Rahmen seines 130-jährigen Jubiläums zu zwei filmreifen Gala-Konzerten unter dem Titel „Movie Sounds – Highlights der Filmmusik“ geladen.
Die über 100 Sängerinnen und Sänger der beiden Jugendfreund-Chöre sorgten, gemeinsam mit dem Philharmonischen Orchester Gießen sowie Musical-Darsteller und Sänger Andrea Pagani, am Samstag und Sonntag im Hans-Weiß-Saal der Volkshalle für klangvolle Erinnerungen an Hollywood-Klassiker wie „Vom Winde verweht“, „Ben Hur“, „Dr. Schiwago“ oder „Rocky“. Die Konzertfäden liefen dafür bei Chor- und Orchesterdirigent Jan Hoffmann zusammen, der einmal mehr ein Konzert der populären Art mit Musikern und Sängern präsentierte, das das Publikum begeisterte.
Dazu passend in Doppelfunktion als gut aufgelegter Moderator stand Andrea Pagani auf der Bühne, der nach der orchestralen Begrüßung mit der „20th Century Fox Fanfare“ die insgesamt 900 an beiden Tagen gekommenen Konzertbesucher auf monumentale Momente einstimmte. Das 58-köpfige Orchester hatte aber auch deutschsprachige Filmmusiken im Programm, die zu unvergessenen Ohrwürmern wurden. Zu seinem UFA-Medley zählten die Titel „Ein Freund, ein guter Freund“ („Die drei von der Tankstelle“) und „Ein Lied geht um die Welt“, mit denen an Heinz Rühmann erinnert wurde. Gemeinsam mit Pagani intonierten die Sänger dann „Always look on the bright side of life“ aus Monty Pythons „Das Leben des Brian“ sowie berühmte James Bond-Titelstücke, etwa von Carly Simon („Nobody does it better“), Paul McCartney & Wings („Live an Let die“) und Adele („Skyfall“).
Von Bond bis Jedi
Die Sängerinnen und Sänger standen dann auch im zweiten Teil vermehrt im Rampenlicht der Bühne, die mit roten Rosen in Popcorntüten und silberglänzenden Sternen eingerahmt wurde und Kinoatmosphäre mit einem Hauch von Oscar-Verleihung verbreitete. Die gefühlvolle Ballade „You raise me up“ (Die Sturmflut) sangen die Frauenstimmen, während das Orchester alleine Forrest Gump auf seine Reise zu sich selbst schickte. Und auch das Animationsgenre lieferte Hits für den Chorgesang, wie in „Pocahontas“ mit „Colors of the Wind“ und in „Shrek“ mit Leonard Cohens „Halleluja“. Das Orchester hauchte mit der „Star Wars Suite“, mit Trommel, Fanfarenklängen und Streichersätzen den Jedi-Rittern Leben ein.
Zum Finale kam es nach über zwei Stunden Filmmusik mit dem epochalen Entdecker-Soundtrack von „The conquest of paradise“ sowie dem sakralen „Non nobis Domine“ aus „Henry V.“ im Zusammenspiel von Orchester und Chören. Stehende Ovationen vom begeisterten Publikum folgten schon am Samstagabend bei der Premiere. „You can’t stop the beat“ („Hairspray“) sangen gut aufgelegte Jugendfreund-Chöre und Solist Andrea Pagani zum Abschied. Großer Dank ging vom Jugendfreund-Vorsitzenden Thomas Telling an alle Konzertbeteiligten und besonders an den musikalischen Gesamtleiter Jan Hoffmann.
Roger Schmidt, 23.10.2018, Gießener Anzeiger