Jacques Offenbachs "Schwätzer"-Revue am Stadttheater
Vor 200 Jahren wurde Jacques Offenbach geboren, der "Vater der Operette". Anlässlich dieses Jubiläums wurde in diesem Jahr viel Offenbach gespielt, und trotzdem ist sein reichhaltiges Oeuvre kaum bekannt. Dazu gehört auch die Opera bouffe "Les Bavards", zu deutsch "Die Schwätzer", die man jetzt am Giessener Stadttheater erleben kann.
Kultfiguren, quicklebendig
Der Titel lautet allerdings ein bisschen anders: „Wer, wenn nicht wir - Die Schwätzer in Gießen“. Diese Operettenrevue mit Musik von Jacques Offenbach huldigt den Schwätzern in Giessen - Marie, Justus und Waldemar sind mannshohe Bronzefiguren in der Fußgängerzone, denen auch schon mal Schals umgehängt werden. Jetzt sitzen diese Schwätzer im Publikum, sprengen eine vermeintliche Probe, mischen sich ins Geschehen ein. Und Regisseurin Astrid Jacob macht aus dem Offenbach-Stück eine auf Gießen zugeschnittene Operetten-Revue mit viel Lokalkolorit, natürlich mit diversen Anspielungen auf die Kommunalpolitik.
Gießkannen an der Lahn
Das Trio infernale schickt am Ende die Regisseurin nach Hause, erweitert die Geschichte mehr und mehr zu einer ganz eigenen Gießen-Operette. Es geht um Justus von Liebig, um das Elefantenklo, die Universität, um das Gießkannenmuseum, das in Gießen von einer Künstlergruppe anlässlich der Landesgartenschau eröffnet wurde und das weit über die Grenzen hinaus bekannt ist. Mittendrin taucht dann plötzlich Jacques Offenbach höchstpersönlich auf, mischt auch noch mit, erzählt, dass er im Grunde Gießener ist, dass er viel der Lahn unterwegs war. Und tatsächlich: In Bad Ems, also vor den Toren von Giessen, ist seine Opera bouffe "Die Schwätzer" damals auch uraufgeführt worden.
Karnvaleskes mit Lokalkolorit
Das Stadttheater zeigt eine turbulente, bunte und unterhaltsame Mischung von Liedern, Operette und Klamauck, alles ein bisschen verrückt, teilweise etwas konstruiert und von den Texten her karnevalistisch, aber insgesamt mit viel Spielfreude umgesetzt, von der Musik her ein Genuss für all die Offenbachs Musik lieben, mit tollen Darstellern und Sängern, die der drei Schwätzer haben besonders gut gefallen. Und am Ende sind sich alle einig: "Gießen, wir lieben Dich!".
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Christiane Hillebrand, 01.11.2019, hr2-Frühkritik