Die neue Produktion des Jugendclub Tanz am Stadttheater widmet sich den Frauen, die die Welt regier(t)en. Dabei ist der Titel Programm: "Queens".
Der Jugendclub Tanz zeigt auf der taT-Studiobühne einmal mehr, was er drauf hat. Jugendliche Laien, die sich ihr Thema suchen, ihre Choreografien mitgestalten, ihre Kostüme selbst machen - das ist ein gewaltiges Jahrespensum, für das es neben körperlicher Fitness auch mentales Durchhaltevermögen braucht. Dafür steht in Gießen seit Jahren Terrry Pedersen Pfeiffer, die ihre Erfahrung als Balletttänzerin in den Unterricht mit den Jugendlichen einbringt. Sie wurde am Ende jubelnd gefeiert.
Die neue Produktion heißt "Queens" und stellt tänzerisch einige der bekanntesten Königinnen der Menschheitsgeschichte vor. Fast selbstverständlich ist, dass dazu auch viele Titel von der legendären Rockband Queen eingespielt werden, neben anderen populären Pop-Nummern. Die 18-köpfige Tanzgruppe ist zu einem guten Teil neu besetzt, aber wie bisher immer sind die Anfängerinnen gut integriert. Auch das Geschlechterverhältnis ist nach wie vor ungleich, nur vier männliche Akteure sind dabei.
Der Einstieg ist geschickt gewählt: In einem Wachsfigurenkabinett sind Statuen von Königinnen zu sehen, Jugendliche auf Klassenfahrt machen Selfies. Dann beginnen die Figuren zu leben und ein Besucherpaar wird als Beobachter und Begleiterin in die einzelnen Porträtszenen eingebunden. Das Paar wird überzeugend getanzt und gespielt von Johanna Rau und Hermann Kron. Die grandiose Schlussszene gibt allen noch mal Raum und zeigt die prachtvollen Farben der Gewänder.
Macht, Gewalt, Tod
In den meisten Fällen sind diese sehr treffend und zeigen das irgendwie bekannte Bild dieser Frauen: die ägyptische Kleopatra (goldfarben), die sich vor Kummer über ihren verstorbenen Geliebten mit dem Schlangenbiss selbst tötet. Die römische Agrippina (silberfarben), die sich mit ihrem Sohn Nero permanent streitet und schließlich sogar in seinem Auftrag getötet wird. Die chinesische Kaiserin Wu Zetian (purpurfarben), die im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen geht, um ihre Macht zu sichern. Die schöne Isabella von Kastilien (grün), die zwar Kolumbus auf den Seeweg nach Indien schickt, aber auch die Inquisition in Spanien einführte. Und die ewigen Kontrahentinnen Elizabeth I. (tiefrot) und Maria Stuart (streng schwarz), die ebenfalls um die Macht ringen. Am Ende steht Marie-Antoinette, die sich über die Armen lustig macht und in der französischen Revolution auf der Guillotine landet. Macht hat also viel mit Gewalt und Tod zu tun, lernen wir - auch wenn Frauen am Ruder stehen. Es tanzen: Marla Emely Adler, Myriel Bischoff, Sophie Geißler, Emma Herrmann, Lilith Amanda Isheim, Evelyn Janetzky, Luna Aimée Laggner, Marisa Lenz, Christina Mantzelas, Johanna Rau, Ida Rupp, Anastasia Steinborn, Lara Steuer, Méline Wölfel; Hermann Kron, Simon Leib, Victor Marc, Malik Salih.
Dagmar Klein, 25.01.2020, Gießener Allgemeine Zeitung