Rainer Hustedt, Schauspieler am Stadttheater Gießen, und Glenn Pedro Buchholz, Student an der JLU, trugen die schönsten Gedichte des chilenischen Schriftstellers Pablo Neruda vor.
Schöne Texte, schöne Musik, schöne Stimmen. Über eine rundum gelungene Veranstaltung konnten sich am Sonntagmorgen die zahlreichen Besucher im Zentrum für Interkulturelle Bildung und Begegnung (ZIBB) freuen. Rainer Hustedt, Schauspieler amStadttheater Gießen, und Glenn Pedro Buchholtz, Student an der JLU Gießen, trugen die schönsten Gedichte des chilenischen Schriftstellers Pablo Neruda vor.
Die Lesung führt gleich mitten hinein in die Welt der Poesie: Glenn Pedro Buchholz spielt einige Akkorde auf seiner Bassgitarre, legt sich dann neben sein Instrument auf den Boden und streichelt es, als ob es seine Geliebte wäre. Dazu spricht er ein Liebesgedicht von Pablo Neruda, in der Originalsprache Spanisch. Lyrik in einem ganz eigenen Rhythmus, das ist intuitiv zu erfassen, auch wenn man die Worte im Einzelnen nicht versteht. Glenn Pedro Buchholtz (links) und Rainer Hustedt trugen in der Lesung mit musikalischer Begleitung einige der schönsten Liebesgedichte von Pablo Neruda vor. Hustedt tritt auf, jetzt ist das Gedicht nochmal auf Deutsch zu hören. "In dir die Erde" ist der Titel, gewidmet in Zärtlichkeit einer schönen Frau.
Doch Pablo Neruda kann auch ganz andere Zeilen schreiben, nachtragend und grausam, doch immer voller Bilder und Gleichnisse. Rainer Hustedt und Glenn Pedro Bucholtz tragen die Texte abwechselnd vor, das meiste in Deutsch, zwischendurch sind immer wieder die Klänge der Originalsprache zu hören.
Ihren ganz besonderen Reiz erhält die morgendliche Lesung durch den Einsatz der Instrumente. Rainer Hustedt war in Gießen schon des Öfteren mit seinem Saxophon zu hören, nun hat er mit seiner "Ode an das Leben" (so der Titel der Lesung) eine weitere hörenswerte Performance hinzugefügt. Glenn Pedro Buchholtz ist mit Bass oder Akustikgitarre beteiligt. Zum größten Teil handelt es sich um selbst geschriebene Kompositionen, eine Melodie ist einer Filmmusik entnommen.
Eine gehaltvolle und kurzweilige Lesung, vom Publikum mit langem Applaus bedacht und zum Dank dafür von den Künstlern mit zwei Zugaben ergänzt.
Der Nobelpreisträger Pablo Neruda wurde 1904 in Chile geboren. Neben seinen Liebesgedichten hat Neruda viele gesellschaftskritische Texte geschrieben und sich auch persönlich im politischen Kampf engagiert. Als sein bedeutendstes Werk wird "Canto General" angesehen, ein umfangreicher Gedichtzyklus über den Kampf Lateinamerikas gegen den Kolonialismus. In Deutschland erlangte Neruda besondere Popularität durch sein Engagement für Salvador Allende. Er starb kurz nach dem Militärputsch gegen die Allende-Regierung am 29. September 1973.
Da Neruda nicht nur die Gerechtigkeit und die Liebe, sondern auch ganz schlicht gutes Essen und guten Wein besungen hat, gab es im ZIBB nach der Lesung noch eine Kostprobe chilenischer Spezialitäten.
Ulla Hahn-Grimm, 20.08.2018, Gießener Anzeiger